Sehr selten traf Cousin Harrie van den Tillaar jemanden im Pflegeheim, der den Führerschein seiner Tante gemacht hatte. Das war etwas ganz Besonderes, denn Tonny van Beek wurde 103 Jahre alt und überlebte viele ihrer Kunden. In den 1960er Jahren, als Autos hauptsächlich als Männersache galten, war sie eine der ersten weiblichen Fahrlehrerinnen in den Niederlanden.
Nicht, dass ihre Berufswahl von großen feministischen Motiven getragen worden wäre. Höchstens praktisch. „Die Fahrschule gehörte ihrem Mann und weil die Van Beek Fahrschule immer mehr Kunden bekam, beschloss sie, ihre Papiere zu holen“, sagt ihre Freundin Sylvia Verhulst (74). Im Brabanter Dorf Sint-Oedenrode haben mehrere Generationen ihr rosa Papier von „Tante Tonny“ bezogen.
Tonny van Beek wurde 1918 geboren und wuchs in einer Familie mit vier Kindern auf. Sie wäre gerne Lehrerin geworden, aber ihre Mutter hielt das für ein Mädchen nicht für notwendig. Als 15-Jährige leitete sie 50 Zigarrenhersteller bei Mignot & De Block, später Philip Morris. Radiomusik war während der Arbeit nicht erlaubt, Gespräche waren eingeschränkt und die Arbeitswoche endete am Samstagmittag.
Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete sie im Verteilungsbüro, das Lebensmittelmarken verteilte. So lernte sie ihren späteren Ehemann Thom van Beek kennen, der sich in den Gewächshäusern einer Gärtnerei versteckte, um die zu treffen Arbeitseinsatz fliehen. Sie blieben bis zu seinem Tod im Jahr 2006 zusammen.
Nach dem Krieg leitete das Paar gemeinsam die Fahrschule Van Beek. Wo ihr Mann „kurz an den Karren gefesselt“ war, zeichnete sich Tonny durch Geduld aus und gewann das Vertrauen ihrer Schüler. Dabei konnte sie einige ihrer pädagogischen Qualitäten noch einsetzen. „Ich habe es geliebt, Leuten etwas beizubringen, was sie vorher nicht konnten“, sagte sie dem Lokalmagazin Senior-Rot als sie hundert wurde.
Ihr erstes Trainingsauto war ein Ford Taunus 20M. Sylvia: ‚Das war wirklich ein Auto, in dem man sich damals sehen konnte.‘ Die Dorfbewohner hätten sich schnell daran gewöhnt, sagt sie. „Sint-Oedenrode war ein Bauerndorf. Dabei gilt: Steckt dein Mann fest, springst du ein. So wurde sie auch angesehen.«
Tonny van Beek würde zu ihrem großen Leidwesen kinderlos bleiben. Sylvia: „Ihr Hausarzt sagte: Hören Sie, ich habe auch keine Kinder. Und das Leben geht einfach weiter. Komm damit klar.‘ Und sie tat es. Bis zu ihrem 94. Lebensjahr fuhr sie mit dem Fahrrad durch das Dorf. Dann kam der Roller, mit dem sie dank ihrer Vergangenheit als Fahrlehrerin erstaunlich gut zurechtkam.
Starke Gene, erklärte sie selbst ihr hohes Alter. „Regelmäßig“, ist die Überzeugung ihrer Freundin. Sie stand jeden Morgen zur gleichen Zeit auf. Nachmittags aß sie immer warm. Mit einem guten Stück Fleisch, sonst hättest du nichts gegessen, dachte sie. Und um genau sechs Uhr folgte ein weiteres Mittagessen.‘
Sie war selten krank. Nie eine Erkältung oder Grippe. Sie überlebte sogar Corona, doch ein Hirninfarkt wurde ihr zum Verhängnis. Sylvia hat ihre Freundin zuletzt ein paar Tage vor ihrem Tod gesehen. Sie konnte kein Gespräch mehr sehen. „Aber sie konnte deutlich machen, dass sie den Kampf verlieren würde.“ Sie starb am Ostermontag, dem 18.
Bis zu ihrem Lebensende war sie trotz körperlicher Einschränkungen (sie betrachtete Fotos mit einer Bildschirmlupe) klar, scharf und interessiert. Harrie: „Sie hat bei den letzten nationalen Wahlen trotzdem gewählt. Ich habe alles mit ihr durchgemacht. Diese Partei will dies, diese Partei will dies. Sie entschied sich für Party for the Animals. Sie dachte, das sei wichtig für die nächste Generation.“