Danny Willems war in den Umkleidekabinen, in den Transportern, in den Studios und Hotelzimmern, am Bühnenrand. Sogar der Tod des TC Matic-Sängers ist zu sehen.
Ein unvergesslicher Moment aus den frühen Achtzigern. Die belgische Band TC Matic eröffnet ihr Konzert in Paradiso mit Que pasa. Harter Schlagzeugschlag beim ersten Schlag jedes Takts, akzentuiert durch einen Lappen auf den Saiten des Meistergitarristen Jean-Marie Aerts. Bei diesem ersten Schlag blitzen weiße Flecken auf, Blitze während eines heftigen Sommergewitters.
Ein schwarz gekleideter Mann vorne auf der Bühne schreit sich zwischen den Schlägen mit heiserer Stimme die Lunge aus dem Leib: „Que pasa!“ TC Matic, der es geschafft hat, einen Konzertsaal in Brand zu setzen. Und natürlich spielte der charismatische Bandleader Arno Hintjens die Rolle des Donar.
„Ja, Arno Hintjens, der im Alter von 72 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs starb, war vielleicht der beste Rocksänger, den Belgien je gekannt hat“, schrieb Popkritiker Gijsbert Kamer am 25. April 2022. de Volkskrant, zwei Tage nachdem Hintjens in seiner Wohnung in Brüssel starb. Der Rocksänger, der nach sechs Jahren bei TC Matic ab 1987 als Solist Blues, Soul, Gospel und Chanson in seiner rauen Stimme vereinte, gehörte der Vergangenheit an.
Über den Autor
Arno Haijtema ist Herausgeber von de Volkskrant. Er schreibt über Fotografie und die Art und Weise, wie Nachrichtenfotos unser Weltbild bestimmen.
Über dem bewegenden Buch schwebt gelegentlich die Wehmut, die das schmerzliche Ende seines Lebens begleitete Arno dass Hintjens‘ regelmäßiger Fotograf (Autodidakt) und ewiger Freund Danny Willems aus seinem Archiv von Tausenden von Bildern zusammengestellt hat. Das umfasst die gesamte musikalische Karriere des Sängers, von 1972 bis 2022. Wir sehen seinen Tod, seine Hand auf dem Sterbebett, die zum letzten Mal ausgezogenen schwarzen Rock’n’Roll-Lederstiefel und daneben eine gerahmte goldene Schallplatte. Aber vor allem ist es so Arno die Reflexion eines Lebens in (hauptsächlich) Schwarzweiß unterwegs.
Willems war dort in den Umkleidekabinen, in den Transportern, mit denen man in den Anfangsjahren (hauptsächlich) durch Nordwesteuropa reiste. In den Studios und Hotelzimmern. Am Bühnenrand der magische Ort voller orchestrierter Geräusche. Nein, nicht bei Hintjens‘ Rendezvous mit weiblicher Gesellschaft. Na ja, während der gescheiterten Tour als Support-Act der sanft-melodischen Simple Minds, deren Fans der kantige, konträre TC-Matic-Sound und der Sänger mit seinem Kauderwelsch nicht gefielen.
Willems erlebte den Höhepunkt großer Erfolge, etwa beim Torhout-Festival im Jahr 1981. Aber auch beim Elixir-Festival in Saint-Pabu in der französischen Bretagne im Jahr 1984. Ein regnerischer Tag für ein bescheidenes, hauptsächlich männliches Publikum ein improvisierter, gruselig schmaler Laufsteg, der sich von der Bühne bis ins Publikum erstreckt.
Ja, Arno ist ein Buch der Freunde, ein Pflasterstein dick, fast vierhundert Seiten, gemacht aus Bewunderung. Gleichzeitig ist es mehr als das, eine Ära, die in Mode und Frisuren, in heruntergekommenen Bühnen und einem Nomadendasein in Hotellobbys und Restaurants lebendig wird – alles andere als glamourös. Hintjens war ein introvertierter, stotternder Mann, oft unnachahmlich. Es gab viel Reisen, endloses Warten zwischen Soundcheck und Auftritt, dieser einen Stunde, in der das Bühnentier sein wahres Gesicht zeigte. Sein Urschrei hallt noch immer in Willems‘ Lebenswerk wider.
Oh la la la
Das Schwingende, Pulsierende Oh la la la aus dem Jahr 1981 ist einer der Klassiker von TC Matic. Der letzte Teil des Liedes: Zu viel Druck/ Zu viel Gerede/ Zu viele Sänger/ Zu viele Lieder/ Oh la la la/ Oh la la la/ Oh la la la/ C’est magnifique.
Danny Willems: Arno. Fotografien 1972-2022. Texte in Französisch, Niederländisch und Englisch. Hannibal-Bücher; 368 Seiten; 64,50 €.