Vier Hühnereier und sechs Enteneier, gekocht. Siebenhundert Gramm gehacktes Rindfleisch, in Schmalz gebraten. Das isst die beliebte Influencerin Bella Ma, auch bekannt als Steak and Butter Gal, an einem Tag. Sie isst kein Frühstück, Mittag- oder Abendessen und ihre Ernährung besteht ausschließlich aus tierischen Produkten. Ma ist mit ihrer Ernährungsweise eine Befürworterin der Fleischfresser-Diät.
Die Popularität der Diät, die alle pflanzlichen Lebensmittel ausschließt, wurde durch den kanadischen Psychologen und Anti-Woke-Demonstranten Jordan Peterson angeheizt. 2018 erklärte er im Podcast Die Joe-Rogan-Erfahrung erklärt, wie die Existenz des Fleischfressers seine Tochter Mikhaila von ihren rheumatischen Beschwerden und ihrer Depression befreit hatte.
Neben gesundheitsbezogenen Angaben verweisen Befürworter der Fleischfresser-Diät häufig auf unsere Vorfahren. Denn die Menschen der Antike ernährten sich hauptsächlich von Fleisch, das sie durch die Jagd erbeuteten, weshalb unser heutiges Verdauungssystem auf tierische Ernährung programmiert ist.
Gibt es etwas in der Fleischfresser-Diät? Fünf Fragen – und Antworten.
Hat sich der Mensch dazu entwickelt, Fleisch zu essen?
Die Archäologin Amanda Henry kann dazu ohne Umschweife sagen: „Nein.“ Henry ist Mitglied der Universität Leiden und erforscht die Ernährung unserer Vorfahren. „Viele unserer Vorfahren konnten jagen, aber wie viel war je nach Gruppe und Lebensumfeld unterschiedlich.“
Laut Henry ist die Flexibilität der menschlichen Ernährung einzigartig. „Wenn man bedenkt, was wir zum Überleben brauchen, ist es eigentlich besonders wichtig, dass man genug isst und nicht zu viel.“ Wenn Ihr Leben davon abhängt, macht das genaue Verhältnis der Nährstoffe kaum einen Unterschied.“
Den ersten Beweis für diese Flexibilität sehen Wissenschaftler bei unserem Vorfahren Homo erectus. Dieser Menschenaffe breitete sich zunächst auf der ganzen Welt aus und musste seine Ernährung an unterschiedliche Umgebungen anpassen.
Wenn Sie die Zähne eines Urmenschen unter das Mikroskop legen, werden Sie winzige Pflanzenpartikel erkennen. Henry analysiert diese Partikel und bestimmt ihren Ursprung. Auch andere archäologische Funde wie Speere und Werkzeuge sowie Analysen der Knochenstruktur der Urmenschen können Aufschluss darüber geben, was unsere Vorfahren gegessen haben. Diese Ernährung scheint sich je nach menschlicher Art, Ort und Zeitraum stark zu unterscheiden, aber Pflanzen waren immer ein Teil davon.
Kann eine Fleischdiät beim Abnehmen helfen?
Im Prinzip ja. Dass man Pfunde verlieren kann, liegt aber nicht an der Proteinmenge oder dem Mangel an Kohlenhydraten. Wissenschaftlich Studien zeigen, dass grundsätzlich jede Diät beim Abnehmen helfen kann. Besonders wichtig ist, dass Sie weniger Kalorien zu sich nehmen, als Sie verbrennen. Der Körper verbrennt dann Fett, um die nötige Energie bereitzustellen, und Sie verlieren so Gewicht.
Besonders wichtig bei einer kalorienarmen Ernährung ist, dass sie nachhaltig ist. Zu strenge, einseitige oder unpraktische Diäten werden empfohlen Ernährungszentrum also aus.
Wie wirkt sich eine solche Fleischfresser-Diät auf die übrige Gesundheit aus?
Laut Frank Visseren, Epidemiologe und Professor für Gefäßmedizin, erhöht der Verzehr von viel Fleisch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich. Visseren ist teilweise dafür verantwortlich Europäische Richtlinien Um dieses Risiko zu begrenzen, lautet die Devise: möglichst pflanzlich ernähren.
Rotes Fleisch – „Fleisch von Tieren mit Hufen“ – und Milchprodukte enthalten hauptsächlich gesättigte Fette. „Das ist scheußliches Zeug“, sagt Visseren, es führt zu erhöhten Cholesterinwerten. Wenn Sie dennoch tierische Produkte essen möchten, achten Sie auf eine magere Ernährung: Huhn, Weißfisch oder fettarmer Joghurt enthalten weniger gesättigte Fettsäuren.
Zusätzlich zu einem erhöhten Cholesterinspiegel kann der Verzehr von zu viel rotem Fleisch dazu führen, dass Sie zu viel Eisen zu sich nehmen. Das könne auch zu Herz-Kreislauf-Problemen führen, sagt Visseren. Darüber hinaus reizt es die Darmwand. Und das wiederum erhöht das Risiko für Darmkrebs, so Ellen Kampman, Ernährungswissenschaftlerin an der Universität Wageningen und Expertin auf dem Gebiet Ernährung und Krebs.
Wer nur Fleisch isst, isst keinen Zucker. Ist das nicht eigentlich gesund?
Schneller Zucker in Süßigkeiten und Erfrischungsgetränken ist tatsächlich nicht gesundheitsfördernd. Aber auch Vollkornprodukte, die laut Ernährungszentrum eine wichtige Ballaststoffquelle darstellen, haben in der Ernährung von Fleischfressern nichts zu suchen. Auch Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Nüsse sowie andere ballaststoffreiche Lebensmittel sind laut Befürwortern der Fleischdiät verboten.
Während: für die Zusammensetzung der Mikrobiom, der Darmschleimhaut, ist eine abwechslungsreiche Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen entscheidend, sagt Kampman. Dieses Mikrobiom ist dann wichtig für den Stuhlgang, das Immunsystem und sogar das Gehirn.
Wenn fast alle Wissenschaftler von dieser Diät abraten, wie kann sie dann bei manchen so beliebt sein?
„Fleisch ist etwas Besonderes“, sagt Hans Dagevos von der Universität Wageningen. Laut dem Konsumsoziologen hat Fleisch häufig Assoziationen mit Feiern, Verbundenheit, Luxus, Männlichkeit und Robustheit. Dass die Diät für manche so attraktiv ist, hat wahrscheinlich mit diesen Assoziationen zu tun. Aber, sagt Dagevos: „So viel Fleisch zu essen, hat nicht nur Folgen für die eigene Gesundheit, sondern auch für die Umwelt und das Tierwohl.“ Es ist eine egozentrische Entscheidung.‘
Besseres Leben
In der Rubrik „Better/Life“ beantworten wir gemeinsam mit Experten praktische Fragen in den Bereichen Gesundheit, Geld und Nachhaltigkeit.