Jan Reker hatte in seinen Tagen als Trainer von Roda JC und PSV sein Elfmeterheft, Jürgen Klopp hat Neuro11. Der deutsche Manager nahm seinen Platz für die Pressekonferenz nach dem gewonnenen FA-Cup-Finale ein und lobte zunächst zwei deutsche Neurowissenschaftler. Er erzählte, wie Niklas Häusler und Patrick Häntschke vor drei Jahren auf ihn zukamen und den Spielern ihre Hilfe beim Elfmeterschießen anboten. Die Pandemie verzögerte das Projekt, aber die Arbeit der jungen „Gehirntrainer“ wurde nun vollständig sichtbar.
Zwei Stunden vor Klopps Lob hatte sich die Geschichte wiederholt. Wie schon beim Ligapokalfinale Ende Februar waren Chelsea und Liverpool nach 120 Minuten ohne Torerfolg. Nach diesem Spiel folgte auf Seiten der Liverpool-Fans ein Elfmeterschießen, bei dem der stellvertretende Chelsea-Torhüter Kepa nach 21 Treffern als erster verschoss. Auf Chelsea-Seite endete die Serie nun mit 6:5 für Liverpool. Nur Sadio Mane verpasste für die Roten, Angesicht zu Angesicht mit seinem Freund und Landsmann Edouard Mendy. Bei Chelsea verpasste César Azpilicueta in der ersten Serie, und Mason Mount verpasste den Sechsten der Londoner. Konstantinos Tsimikas schenkte Liverpool den Pokal.
Alles gewonnen
Mit dem Gewinn des ältesten Pokals der Welt hat Klopp, der sich kürzlich bis 2026 verpflichtet hat, mit Liverpool alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. „Es ist eine Schande, dass wir nicht zu lange feiern können“, sagte er. „Weil die Spielplaner so hilfreich waren, uns am Dienstag zurück nach Southampton zu schicken.“ Liverpool muss in der südenglischen Hafenstadt gewinnen, um eine kleine Chance auf das Vierfache zu wahren und vier Trophäen in einer Saison zu gewinnen. Manchester City gilt als Favorit auf die Verlängerung des Meistertitels.
Bei Liverpool spielte Luis Díaz im Endspiel eine führende Rolle. Mit seiner Schnelligkeit und seinem Können sorgte der kolumbianische Linksaußen vor allem in der Anfangsphase für Panik im Rückraum von Chelsea. Der 25-Jährige, der mit Luis Suárez verglichen wurde, krönte seine Taten jedoch nicht. Nachdem Chelsea-Star Reece James hinten für Ordnung gesorgt hatte, kamen die Londoner wieder ins Spiel. Nach der Pause war Chelsea dem Tor nahe, als ein Freistoß von Marcos Alonso den Ball an die Latte landete.
Liverpool traf auch den Torrahmen. In der 84. Minute schoss Díaz auf den einen und Andy Robertson auf den anderen. In der Verlängerung waren die Mannschaften auf dem Zahnfleisch. Es war Liverpools sechzigstes Saisonspiel. Mit Blick auf das nahende Champions-League-Finale zog Klopp Verteidiger Virgil van Dijk zur Seite, nachdem der Orange-Kapitän ein mulmiges Gefühl in einem seiner Knie bekommen hatte.
Genau ein Jahrhundert, nachdem Billy Smith den ersten Elfmeter für Huddersfield in ein FA-Cup-Finale verwandelt hatte, musste diese Jubiläumsausgabe vom Elfmeterpunkt entschieden werden. Klopp zeigte, dass er wieder der Boss von Chelsea-Trainer Thomas Tuchel sein könnte.