Es ist eine Szene dafür Sinterklaas-Neuigkeiten: Eine Grundschule in einem Dorf am Fluss erklärt den Heiligen Nikolaus zum ungebetenen Gast. Nicht gern gesehen. Zutritt verboten. Dann kommt der Dezember und der Weihnachtsmann kommt trotzdem. Während der gute Heilige über den Schulhof geht, hängen die Kinder schreiend aus den Fenstern. Sinterklaas fährt nicht einfach an ihrem Haus vorbei! Er ignoriert – nein, besser: widersteht – das Verbot des Oberherrn. Während der Weihnachtsmann über den Schulhof winkt, bricht die Schulleiterin zusammen.
Wahre Geschichte, mit der Maßgabe, dass es sich um einen Hilfs-Weihnachtsmann der Studentenvereinigung SSR-W aus Wageningen handelt. Im Herbst 1967 las Wageningers, dass Sinterklaas in der christlichen Grundschule in Kesteren auf der anderen Seite des Rheins nicht willkommen sei. Nach den orthodoxen Überzeugungen der örtlichen Schulbehörde war der heilige Nikolaus ein „römischer Heiliger“ und stand als solcher im Widerspruch zu den reformierten Grundsätzen der Schule.
In dieser Reihe stellen die Wissenschaftsredakteure von de Volkskrant in den Archiven auf der Suche nach Geschichten, aus denen wir heute etwas lernen können.
Anfang November 1967 Der Telegraph eine kurze Nachricht über den Fall auf der Titelseite. Am selben Tag wurde die Nachricht vom KRO-Radioprogramm aufgegriffen Echo und die sozialdemokratische Zeitung Das freie Volk. Und so erreichte die Nachricht Studenten der ursprünglich reformierten Studentenvereinigung SSR-W, die am Morgen des 4. Dezember verkleidet als Sinterklaas und etwa zehn Petes mit der Fähre über den Fluss fuhren.
Am Eingang der Schule versuchte der Schulleiter, die Besucher aufzuhalten, doch der Zeitung zufolge wurde er „von den Schülern beiseite geschoben und Sint und seine Kompanie kamen trotzdem herein“.
„Der Schulleiter unterrichtete dann einen seiner Lehrer, den Wachmeister C. Blankenstijn [van de Rijkspolitie] zu bekommen. Das hat eine Weile gedauert und die Schüler haben die Zeit genutzt, um Süßigkeiten zu verteilen.“
Über den Autor
Ernst Arbouw ist Schriftsteller und Wissenschaftsjournalist und schreibt für de Volkskrant zu Themen, die vom Groninger Otter bis zu französischen Kriegsbriefen reichen. Sein Buch erschien 2021 HWR war hier, Kanada, die Niederlande, die Befreiung und die Suche nach dem Soldaten Harold Wilbert Roszell.
Vor allem in reformierten Kreisen herrschte eine fanatische Abneigung gegen Sinterklaas. In den Augen der konservativen Reformierten war der heilige Nikolaus so ziemlich alles, was sie hassten: ein römisch-katholischer Heiliger (Übersetzung: päpstliches Idol), ein Schauspieler und ein Aushängeschild des Materialismus. Kesteren war sicherlich nicht der einzige Ort, an dem Sinterklaas in der Schule nicht gefeiert wurde. Entsprechend Das freie Volk Auch in Opheusden und Veenendaal, die beide für Studenten aus Wageningen mit dem Fahrrad erreichbar waren, war der gute Heilige nicht willkommen. Berichten zufolge wurde eine Kindergärtnerin in Harskamp in der Veluwe gerügt, weil sie den Kindern Sinterklaas-Lieder beigebracht hatte.
In Staphorst, wo gewalttätige Gegendemonstranten im vergangenen Jahr Aktivisten von Kick Out Zwarte Piet (KOZP) angriffen, war der Heilige Nikolaus jahrelang nicht willkommen. „Sinterklaas-Lieder im Unterricht singen? Nein, das ist verboten. „Es ist ein römisches Fest“, sagte 1983 ein örtlicher Schulleiter Treue.
Diese Abneigung gegen Sint-Nicolaas hat eine lange Geschichte. Bereits während der sogenannten Weiterreformation im 17. Jahrhundert wandte sich der Amsterdamer Pfarrer Petrus Wittewrongel (1609–1662) entschieden gegen das Sinterklaas-Fest, das er als „ein abergläubisches und götzendienerisches Werk zum Vorwurf der Reformation“ bezeichnete.
In seinem Buch Oeconomia Christiana oder Christelicke Huys-Houdinghe (1661) schrieb er, dass „die Früchte der Nikolausabende unfruchtbare Werke der Dunkelheit“ seien.
„Wer das nicht verstehen kann, lebt immer noch in der Dunkelheit.“ Werden sich die Menschen um einen solchen Heiligen so viel Mühe geben? Soll ihm zu Ehren ein Fest gefeiert werden? Soll man die Waren des Heiligen Nikolaus für seine kleinen Kinder kaufen, nur um sie von ihrer zarten Jugend an mit solch grobem Aberglauben und Götzendienst zu beflecken?
Puritaner
Wittewrongel gilt in experimentellen reformierten Kreisen als einer der sogenannten großen Väter, Theologen des 17. und 18. Jahrhunderts, deren Predigten und Schriften noch heute als Leitfaden für den Glauben dienen. Dennoch galt er zu seiner Zeit als besonders orthodox. Seine religiöse Erfahrung wurde unter anderem von den Puritanern in England beeinflusst und in seinen Büchern und von der Kanzel aus wandte er sich nicht nur gegen Sinterklaas, sondern auch gegen das Theater im Allgemeinen und seinen Mitbürger Joost van den Vondel im Besonderen.
Vondel reagierte mit einer Verspottung des Pfarrers, den er einen „seeländischen Trompeter“ nannte. (Wittewrongel war Pfarrer der Oude Kerk in Amsterdam, wurde aber in Middelburg geboren.)
Selbst in gemäßigten Kreisen wurde Sinterklaas bis nach dem Zweiten Weltkrieg mit einiger Vorsicht behandelt. Mit den notwendigen Anpassungen gelang es den Protestanten schließlich, sich den heiligen Mann anzueignen. Beispielsweise wurde vielerorts das römisch-katholische Kreuz auf der Mitra durch einen einzigen vertikalen Streifen ersetzt. Einige Schulen entschieden sich dafür, am 5. Dezember anstelle von Sinterklaas nur Piet (den damals Schwarzen) zu empfangen.
Borssele
Auch im 21. Jahrhundert bringt das Sinterklaas-Fest hier und da immer noch Herausforderungen mit sich. Als sich im Jahr 2006 aufgrund von Bauverzögerungen die öffentliche Schule und die Besserungsanstalt in Borssele vorübergehend ein Gebäude teilten, musste sich Sinterklaas in Zivil vor die Schule schleichen. unter der Öffentlichkeitso dass den reformierten Kindern das Spektakel seiner Ankunft erspart blieb.
In einem Meinungsbeitrag in der Reformatorisch Dagblad Nicht lange danach forderte ein Leser, Wittewrongel wieder einzubeziehen, ebenso wie den Kirchenreformer Martin Luther, der sich seinerzeit gegen die Feier des Sinterklaas ausgesprochen hatte.
Das führte zu einer ganzen Reihe von Reaktionen. Ein Leser aus Krimpen aan de IJssel bemerkte, dass ihm in dem Stück die „dringend benötigte Bodenständigkeit“ fehlte.
„Weißer Quark […] lebte während des 80-jährigen Krieges. Das war die Zeit der Reformation und damals hatten wir ein ganz anderes Verhältnis zu den Katholiken als heute. Wir leben jetzt im Jahr 2008 und Sinterklaas ist mittlerweile zu einem angenehmen, festlichen Familienereignis geworden […] wird auch zu Hause von Refos mit aller Tugend gefeiert.‘