Die israelische Armee (IDF) versucht weiterhin, die Außenwelt davon zu überzeugen, dass das Al-Shifa-Krankenhaus ein Stützpunkt der Hamas war. Diesmal werden Bilder eines Tunnelschachts verbreitet, der von der Terrororganisation genutzt werden soll. In einem nahegelegenen Gebäude wurden die Leichen zweier israelischer Geiseln gefunden.
Ein Sprecher der israelischen Armee gab gestern einen siebenminütigen Rundgang durch das Krankenhaus. Die Beute, die präsentiert wurde: Ein Dutzend Kalaschnikows und ebenso viele Patronenhülsen, Militärkleidung, ein Paar Armeestiefel, kugelsichere Westen, Granaten und zwei Dosen Kriechöl. Die Rucksäcke mit Waffen waren unter anderem hinter Kernspintomographen versteckt.
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Um jedoch zu beweisen, dass die Hamas das Krankenhaus als Kommandobasis nutzt, ist (viel) mehr nötig. Die israelische Armee veröffentlicht daher weiterhin nach und nach Bilder neuer Entdeckungen. So wurde beispielsweise direkt neben dem Krankenhaus ein Tunnelschacht freigelegt und ein geparktes Fahrzeug soll voller Waffen gewesen sein. „Es kann Wochen dauern, bis wir die gesamte verborgene Infrastruktur der Hamas freilegen können“, hieß es.
Allerdings wirft die ungeschickte Art und Weise, wie Israel mit dieser Medienoffensive umgeht, Fragen auf. Beispielsweise veröffentlichte ein offizieller Sprecher am Montag Bilder, die angeblich beweisen sollten, dass im Keller eines anderen Krankenhauses Geiseln festgehalten würden. Ihm zufolge gab es sogar eine Liste mit den Namen ihrer Wachen. Doch wer Arabisch kann, sah nur einen Kalender mit den Wochentagen.
Beim gestrigen Rundgang wurde auch ein Laptop gezeigt, auf dem sich das Foto einer mutmaßlichen israelischen Geisel befand. Kritiker fragen sich, wie das Militär den Laptop ohne Anmeldedaten so schnell zum Laufen bringen konnte. Das Video wurde später von der IDF offline genommen und in geänderter Form wieder online gestellt. Der Unterschied? Diesmal wurde der Laptop-Bildschirm unkenntlich gemacht.
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Auch israelische Medien kritisieren mögliche Beweismanipulationen für die eigene Propaganda. Beispielsweise veröffentlichte die IDF einen Audioclip, in dem der Direktor des Al-Shifa-Krankenhauses zu hören sein soll. Ein Journalist des israelischen Nachrichtensenders „Channel 13“ selbst rief Regisseur Muhammad Abu Salima an und kam zu dem Schluss, dass seine Stimme nicht mit der im Audiofragment übereinstimmt.
„Israel muss sich viel mehr als eine Handvoll Waffen zum Mitnehmen einfallen lassen, um die Schließung von Krankenhäusern im Norden des Gazastreifens zu rechtfertigen“, schreibt der amerikanische Menschenrechtsaktivist und ehemalige Direktor von Human Rights Watch Kenneth Roth.
Und was ist mit den Geiseln? Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor behauptet, es gebe starke Beweise dafür, dass einige von ihnen im Krankenhaus festgehalten würden. „Wenn sie dort waren, sind sie an einen anderen Ort gezogen“, heißt es jetzt.
In einem nahegelegenen Gebäude wurden die Leichen zweier Geiseln gefunden. Dabei handelt es sich um die israelischen Soldaten Noa Marciano (19) und Yehudit Weiss (65). Nach Angaben der Hamas wurde der Teenager bei einem israelischen Bombenanschlag getötet, Beweise dafür gibt es aber natürlich nicht.
Berichten zufolge wurde Weiss wegen Krebs behandelt, als sie in die Fänge von Hamas-Terroristen geriet. Ihr Mann wurde zuvor ermordet im sicheren Raum ihres Hauses aufgefunden.
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