Belgien wurde mehrfach vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen der entsetzlichen Bedingungen in unseren Gefängnissen verurteilt. Und doch kann sich Kathleen Van De Vijver, selbst viele Jahre lang Gefängnisdirektorin und jetzt Sprecherin des Gefängnissystems, nun einer Gruppe von „Gefängnisfachleuten“ aus aller Welt anschließen. „Die meisten dieser Verurteilungen betrafen veraltete Infrastruktur. Aber schauen Sie, wie viele neue Gefängnisse wir bereits bauen könnten?“
Wer diese Woche ins Hilton-Hotel in Antwerpen kam, hatte gute Chancen, neben dem Direktor eines internationalen Gefängnisses zu stehen. Es fand eine internationale Konferenz mit dem einzigen Thema statt: Gefängnisse und Haft. Mehr als 700 Menschen kamen zusammen, die sich täglich mit dem Leben im Gefängnis auseinandersetzen. Sie kommen aus sieben Kontinenten und 75 verschiedenen Ländern.
Und das alles wurde von Kathleen Van De Vijver geleitet. Wenn ihr Name in der Zeitung erscheint, handelt es sich meist um eine Sprecherin des Gefängnisdienstes. Nur wenige wissen, dass sie selbst zehn Jahre lang als Gefängnisdirektorin gearbeitet hat. In Sint-Gillis, Oudenaarde und Beveren. Doch mittlerweile ist sie Sprecherin und pflegt internationale Kontakte für unser Land.
Überall steht das Gefängnissystem vor großen Herausforderungen. Denken Sie nur an die alternde Gefängnisbevölkerung
Vorstandsdirektor
Und das macht sie offenbar gut. Denn am Dienstagabend wurde Kathleen zur Vorstandsdirektorin der International Corrections and Prisons Association (ICPA) gewählt. „Das ist eine Organisation, die weltweit Richtlinien im Gefängnissystem festlegt. Sie hat zwölf Mitglieder und ich werde nun einer von ihnen werden. Wir werden uns mehrmals im Jahr treffen – oft online, zweimal physisch –, um verschiedene Themen zu besprechen und unsere Vision zum Thema Haft auszutauschen. Dabei geht es um Themen wie Design, Technik und Forschung.“
Die Gefängnisse in unserem Land haben nicht auf Anhieb einen guten Ruf, auch nicht international. Unser Land wurde sogar mehrfach vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen schlechter Haftbedingungen verurteilt. Kathleens Wahl ist daher in dieser Hinsicht bemerkenswert. Um das heikle Thema geht sie sicherlich nicht herum: „Es gibt diese Überzeugungen. Dies ist jedoch vor allem auf die veraltete Infrastruktur der belgischen Gefängnisse zurückzuführen. Deshalb engagieren wir uns seit mehreren Jahren intensiv für den Bau neuer, moderner Gefängnisse. Aber gleichzeitig haben wir gemerkt, dass der Bau eines solchen neuen Gefängnisses immer ein sehr komplexer Prozess ist. Zunächst, um ihnen eine Lizenz zu geben. Weil es den Menschen nicht immer gefällt, ein Gefängnis in ihrer Nähe zu sehen.“
Ich bin ein Fan von Fernsehsendungen über das Leben im Gefängnis
Fernsehen als Werkzeug
Was die Leute gerne sehen: Fernsehsendungen über das Leben von Gefangenen innerhalb und außerhalb der Gefängnismauern. Und Kathleen selbst war bereits aktiv daran beteiligt. „Eigentlich bin ich ein großer Befürworter dieser Programme. Denn sie sorgen für eine nachhaltige Unterstützung einer menschenwürdigen Inhaftierung in der öffentlichen Meinung. Es zeigt, dass die Insassen einen Fehler gemacht haben, aber immer noch Menschen sind. Und 99 Prozent von ihnen kehren nach ihrer Haftstrafe in die Gesellschaft zurück. Als Gesellschaft müssen wir sie einfach gut darauf vorbereiten.“
Wenn Kathleen über Gefängnisse spricht, tut sie dies mit Begeisterung. Alle paar Sätze tauchen die Worte „humane Inhaftierung“ auf. Damit meint sie den humanen Umgang mit Häftlingen, ihr absolutes Steckenpferd. „Das fängt eigentlich schon im Kleinen an. Ich spreche zum Beispiel immer von „Häftlingen“ und nicht von „Gefangenen“. Und natürlich müssen wir auch über die Infrastruktur selbst reden. Und genau deshalb bin ich so froh, dass wir diese Konferenz hierher bringen konnten. Auf diese Weise können wir das Ganze wirklich umdrehen. Wir können diesen Experten auch einfach unsere modernen Gefängniseinrichtungen zeigen. Und sie stehen wirklich im Widerspruch zu den Überzeugungen, unter denen unser Land gelitten hat.“
Alternde Gefängnisbevölkerung
Nachdem Kathleen nun zur Vorstandsdirektorin gewählt wurde, wird sie sich monatlich (digital) mit absoluten Experten zusammensetzen. Sie fühlt sich geehrt und freut sich auf ihre Visionen. „Ich möchte meinen Platz dort hauptsächlich dazu nutzen, mit meinen Augen zu stehlen. Und sich mit den kompetentesten Leuten beraten zu lassen. Ihre Ideen in unser Land tragen zu können. Denn das Gefängnissystem weltweit steht vor vielen Herausforderungen: Man denke nur an die alternde Gefängnisbevölkerung oder Burnouts beim Personal.“
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