Konkrete Zahlen für 2023 liegen noch nicht vor, „aber der Trend geht dahin, dass es bei uns noch nie so ruhig war“, sagt Hans van der Hoeven, Professor und Leiter der Intensivstation am Universitätsklinikum Radboud in Nijmegen. Idealerweise, sagt Iwan van der Horst, Leiter des IC am MUMC+ in Maastricht und Vorsitzender der niederländischen Vereinigung für Intensivpflege, „hat man eine Bettenauslastung von 80 bis 85 Prozent.“ Dann ist es nicht zu voll, aber auch nicht zu ruhig. Nun haben wir schon seit Längerem eine Auslastung von 60 Prozent.“
Es handelt sich um einen Rückgang, der in einen seit 2016 anhaltenden Trend passt. Damals wurden jährlich etwa 85.000 Patienten auf die Intensivstation eingeliefert, heute sind es nur noch etwa 65.000. Im Jahr 2022 gab es mit rund 67.000 Patienten einen leichten Aufschwung, doch in diesem Jahr wird mit einem erneuten Rückgang der Patientenzahlen gerechnet.
Über den Autor
Michiel van der Geest ist der Pflegereporter von de Volkskrant und befasst sich mit allen Formen der Pflege: von Krankenhäusern bis zu Allgemeinärzten, von der Behindertenversorgung bis zu Big Pharma, von gesundheitlichen Unterschieden bis zum Sturzrisiko.
Van der Horst sucht die Erklärung vor allem im Post-Corona-Effekt. „Während der Covid-Zeit und auch im ersten Winter nach Corona sind viele Menschen gestorben.“ Dabei handelte es sich überwiegend um Patienten mit fragilem Gesundheitszustand. „Ohne Covid wären sie jetzt vielleicht auf der Intensivstation gewesen.“
Realistisches Bild
Ein weiterer wichtiger Grund ist laut Van der Hoeven, dass Ärzte und Patienten „ein viel realistischeres Bild“ davon bekamen, was die IC-Versorgung während der Corona-Krise tatsächlich bedeutet. Das Ergebnis, sagt Van der Hoeven, ist, dass sich Patienten fragen: „Wenn ich in dieser Phase meines Lebens so krank werde, möchte ich dann wirklich auf die Intensivstation?“
Außerdem überweisen Hausärzte und Fachärzte weniger Patienten auf die Intensivstation, was nicht nur drastisch für den Patienten, sondern auch teuer für die Gesellschaft ist. In der neuen IC-Richtlinie steht die Kosten-Nutzen-Abwägung im Vordergrund. Zu Recht, sagt Van der Hoeven, denn in unserem Fall sterben beispielsweise 15 Prozent der Patienten auf der Intensivstation. „Letztendlich haben wir ihnen nur einen Nachteil zugefügt, zu einem hohen sozialen Preis.“
Die relative Ruhe steht in krassem Gegensatz zu den Corona-Zeiten, als der Ruf nach einer Ausweitung der IC-Versorgung in den Niederlanden täglich zu hören war. Gerade die geringe Zahl an Intensivbetten sei einer der Gründe für die anhaltenden Lockdowns, ein Beweis dafür, dass der Effizienzgedanke zu weit gegangen sei, sagten Kritiker.
Herunterskalieren
Dennoch sieht Bart Berden, Vorstandsvorsitzender des Elisabeth-TweeSteden-Krankenhauses in Tilburg, dass die Krankenkassen aufgrund der geringen Auslastung in den kommenden Jahren die Erstattung der IC-Versorgung kürzen wollen. „Ich würde für etwas Luft zum Atmen plädieren. Bei einer geringeren Erstattung sind Krankenhäuser gezwungen, die Zahl der Intensivbetten zu reduzieren. Doch es ist unklar, ob die Zahl der Patienten in den kommenden Jahren wieder steigen wird. Und dann ist es viel schwieriger, die IC-Versorgung wieder zu vergrößern, als sie zu verkleinern.“
Van der Horst geht davon aus, dass es wegen der hohen Sterblichkeit noch ein oder zwei Jahre lang ruhig bleiben wird, dass sich danach aber „die demografische Entwicklung – es gibt immer mehr ältere Menschen – wieder umkehren wird.“ Suchen wir also nicht noch einmal nach der Untergrenze.“
Van der Hoeven plädiert auch für eine Finanzierung, damit die IC-Versorgung „einen Schub verkraften“ kann. Andererseits sagt er: „Wir befinden uns in einer Umweltkrise, es sollte mehr Geld für die Prävention ausgegeben werden.“ Dann ist es auch logisch, dass man sich kritisch mit den ICs auseinandersetzt, einer teuren Versorgungsform mit relativ geringem gesellschaftlichen Gesundheitsgewinn.“