Femke Bol, das Mädchen aus den Kinderbriefmarken, das nichts mehr liebt, als Illusionen zu zerstören

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Femke Bol lief die letzten fünfzig Meter der 4×400-Meter-Staffel beim Weltcup am Sonntag so schnell, dass sie der niederländischen Mannschaft aus verlorener Position noch Gold bescherte. Während Reporter Léon Haan noch leidenschaftlich auf den zweiten Platz hoffte, überholte Bol bereits den führenden Jamaikaner. So schnell sieht man Bol übrigens nicht, sie wirkt eher wie beim Aufwärmen für einen Fitnesslauf, federleicht schwebt sie über das Plastik.

Bol ist einer der wenigen Sportler, die Nummer zwei zu den glücklichsten Menschen der Welt machen. Zweiter hinter FB, das ist alles. Am Donnerstag gewann sie den 400-Meter-Hürdenlauf mit einem solchen Vorsprung, dass die Amerikanerin Little vor Freude ausrastete, während in den USA die Nummer zwei üblicherweise als erste der Verliererinnen gilt – außer wenn auch Bol mitmacht.

Über den Autor
Bert Wagendorp ist ein ehemaliger Sportreporter von de VolkskrantGründer des Radsportmagazins Die Mauer und Autor eines Fahrradromans Ventoux. Er schreibt eine wöchentliche Sportkolumne. Kolumnisten können ihre Meinung frei äußern und müssen sich nicht an journalistische Objektivitätsregeln halten. Lesen Sie hier unsere Richtlinien.

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Bol ist erst 23 und sieht aus wie das nette Mädchen, das mit Kinderbriefmarken von Tür zu Tür geht. Sie kaufen immer noch nur ein Blatt, auch wenn Sie nie Briefe versenden. Niemand kann Femkes Lob („Das ist für die armen Kinder!“) widerstehen. In Wirklichkeit ist sie eine Mörderin, die nichts lieber mag, als Illusionen zu zerstören.

Wenn Femke mit den Laufmaschinen Jamaikas und der USA zu einem Rennen auf die Strecke geht, schenkt man ihren Chancen keinen Cent: ein leichter Pferdeschwanz zwischen den Muskelbündeln mit Farbröte; Toll, dass sie auch mitmachen kann, hoffentlich wartet man im Ziel, bis auch Femke angekommen ist.

Völlig verärgert

Auch Gregory Sedoc und Jeroen Stekelenburg, die beiden Positivisten der NOS, die das Staffelwunder im Stadion analysierten, waren nach der Goldmedaille völlig aus der Fassung gebracht. Normalerweise spielt das Ergebnis für das Duo keine große Rolle, wenn ein Niederländer dabei ist, sprühen sie nur so vor Begeisterung, selbst als unser Landsmann Zehnter wurde. Nach den 5.000 Metern redeten Sedoc und Stekelenburg so überzeugend auf Sifan Hassan ein, dass ihm ihre einzige Silbermedaille aus Budapest am Ende deutlich besser gefiel als das Doppel-Gold und Silber der letzten Olympischen Spiele. „Ich hatte viel mehr Spaß“, sagte Hassan. Wenn Pieter van de Hoogenband immer noch nach Botschaftern für sein neues Credo sucht („Beim Sport geht es nicht um Goldmedaillen, sondern um Geschichten“), dann sind Greg und Stekel die idealen Kandidaten.

Doch nun war da plötzlich Femke Bol: Gute Geschichte nach ihrem Sturz auf die Siegerposition in der Mixed-Staffel und Gold obendrein. Es gab drei weitere Läufer, die zum Erfolg beitrugen, aber das ist Pflicht; Die 1.600 Meter kann man Femke nicht alleine überbrücken lassen.

Sedoc erklärte sie sofort zur Königin der Horden, obwohl am Sonntag nirgends eine Horde zu sehen war. Femke ist es egal, ob es Hürden gibt oder nicht, sie sieht die Grenze erst am Ende und wenn sich auf dem Weg eine Hürde abzeichnet, hüpft sie achtlos darüber.

Um Zweifel an Femkes Fähigkeiten auszuräumen, hatte nu.nl die ausländischen Medien überprüft. Und zum Glück dachten sie auch, Femke Bol sei außerirdisch.



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