Um den Empfang nicht zu vereiteln, täte das Repräsentantenhaus gut daran, sich doch noch mit dem Verteilungsgesetz zu befassen

Um den Empfang nicht zu vereiteln taete das Repraesentantenhaus gut

Eine Folge des Sturzes des Kabinetts ist, dass die Diskussion über das Verteilungsgesetz erneut entbrannt ist. Das ist unerwünscht.

Remco Meijer

Als Erbstück des Kabinetts Rutte IV hat das Repräsentantenhaus einen Gesetzentwurf vorgelegt, der die Asylaufnahme gerecht auf die Niederlande verteilen soll. Das Wort Zerstreuungsgesetz tauchte im Koalitionsvertrag noch nicht auf. Doch kurz nach dem Amtsantritt des Kabinetts im Januar 2022 begann die Welt nach neunmonatigen Verhandlungen in der Formation anders auszusehen als auf dem Papier. Russland marschierte in der Ukraine ein und löste einen Flüchtlingsstrom aus. Auch in die Niederlande.

Gleichzeitig stieg die Zahl der Asylbewerber stark an. Sie beantragen in den Niederlanden Schutz nach einer anderen Rechtsordnung, zunächst vorübergehend in Asylbewerberzentren, müssen aber nach der Aufnahme („Statusinhaber“) ebenfalls untergebracht werden. Beide Gruppen sind auf kommunale Bemühungen angewiesen, wobei Ukrainer in vielen Kommunen leichter aufgenommen werden (und finden) als Asylmigranten.

Der Volkskrant Commentaar bringt die Position der Zeitung zum Ausdruck. Es kommt nach einer Diskussion zwischen den Kommentatoren und den Chefredakteuren zustande.

Nach dem inakzeptablen Übernachten im Freien in Ter Apel im letzten Jahr haben zahlreiche Gemeinden ihr Möglichstes getan, um (Krisen-)Notunterkünfte als Zufluchtsort für Asylbewerber zu nutzen. Doch viele andere Kommunen blieben untätig. Daher das Verteilungsgesetz, formell „Gesetz über kommunale Aufgaben zur Ermöglichung von Asylaufnahmeeinrichtungen“.

Zunächst gab es politische Hürden, denn die VVD-Fraktion im Repräsentantenhaus hatte große Schwierigkeiten, den Kommunen eine Empfangspflicht aufzuerlegen. Erst nach Koalitionsverhandlungen und der Zusage von Parteichef Mark Rutte, dass er alle Anstrengungen unternehmen werde, um den Zustrom von Asylbewerbern zu begrenzen, stimmte die VVD zu.

Es folgten inhaltliche Hürden, als der Gesetzestext öffentlich wurde. „Unnötig komplex“, entschied der Staatsrat im Februar. Provinzen und Gemeinden schlossen sich dieser Kritik an. Dennoch legte Außenminister Eric van der Burg (Asyl und Migration, VVD) das Gesetz ohne Änderung dem Repräsentantenhaus vor, um den politischen Kompromiss zu wahren.

Mit der Vorlage des Gesetzes, obwohl es erst im Herbst beraten werden sollte, ging ein Aufruf an alle 342 Kommunen einher, sich proaktiv für die Aufnahmeeinrichtungen vor Ort einzusetzen. Denn nach seiner Einführung musste Solidarität unumgänglich sein: Jede Gemeinde musste nach Abstimmung innerhalb der Provinz ihren gerechten Anteil in einer Form von Unterschlupf übernehmen.

Dann stolperte das Kabinett. Die Debatte über den Fall hat nicht nur gezeigt, dass gute Chancen bestehen, dass das Verteilungsgesetz im September für umstritten erklärt wird, sondern auch, dass der VVD möglicherweise die Finger davon zieht, nachdem die Koalition kein Migrationspaket vorgelegt hat. Parteichefin Sophie Hermans hielt die Chance für gering, „dass das Ding behandelt wird, aber auch, dass es jetzt Unterstützung dafür geben würde“.

Auch in einigen Kommunen ist eine Rückzugsbewegung zu beobachten. Velsen organisierte beispielsweise die Asylaufnahme auf einem Kreuzfahrtschiff und suchte nun nach „Landorten“. Doch den Einwohnern wurde gesagt, dass die Gemeinde „den Ort markiert“, weil die Umsetzung des Verteilungsgesetzes und die ihm zugrunde liegenden Grundsätze „nicht mehr sicher“ seien.

Das sind Fehlentwicklungen. Der Aufruf des scheidenden Staatssekretärs Van der Burg an das Repräsentantenhaus, das Verteilungsgesetz nicht für umstritten zu erklären, verdient daher Unterstützung.



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