Eine Gruppe hochrangiger ehemaliger US-Beamter führt seit Monaten geheime Friedensgespräche mit prominenten Russen mit engen Verbindungen zum Kreml. Das berichtet NBC News. Nach Angaben des Nachrichtensenders nahm an mindestens einem dieser Gespräche sogar der russische Außenminister Sergej Lawrow teil.
Laut mehreren Quellen des Nachrichtensenders NBC ging es bei den Gesprächen um Möglichkeiten, den Grundstein für Friedensverhandlungen zu legen. Beispielsweise soll Lawrow bei seinem Besuch bei den Vereinten Nationen in New York im April stundenlang mit der Gruppe über die Ukraine gesprochen haben. Die US-Regierung war sich der Aktivitäten der informellen „Gesprächsgruppe“ bewusst, leitete sie jedoch nicht, so NBC.
Eines der schwierigen Themen war, was mit ukrainischem Territorium geschehen soll, das seit 2014 in die Hände pro-russischer Ukrainer oder der russischen Streitkräfte gefallen ist. In der östlichen Donbass-Region wollen viele Menschen seit 2014 nichts mehr mit der prowestlichen Zentralregierung in Kiew zu tun haben. Und auf der Halbinsel Krim ist eine große Mehrheit ethnisch russisch.
Vision Selenskyj ist „unrealistisch“
Der ukrainische Führer Wolodymyr Selenskyj sagt, er wolle nicht verhandeln, bis das gesamte ukrainische Territorium von Anfang 2014 zurückerobert sei. Doch laut NBC gibt es in Washington immer mehr Militärs und Politiker, die das nicht für realistisch halten. Sie glauben, dass es ukrainische Gebiete gibt, die Selenskyj nicht zurückerobern kann. Sie hoffen auf Verhandlungen nach Selenskyjs Gegenoffensive, die bisher nicht viel gebracht hat. Es sollte einen Waffenstillstand und eine entmilitarisierte Zone geben.
Unter den Mitgliedern der Diskussionsgruppe soll auch der ehemalige Diplomat Richard Haass sein, der von 2003 bis zu diesem Monat die Denkfabrik Council on Foreign Relations leitete. Auch zwei weitere Leiter der Denkfabrik sollen den geheimen Unterstützergruppen angehört haben. Zuvor arbeiteten sie im Weißen Haus und im Außenministerium. NBC-Quellen zufolge bestand ihre Hauptabsicht darin, die Kommunikation mit der russischen Regierung offen zu halten. Die drei genannten Personen aus der Denkfabrik lehnten eine Stellungnahme ab.
Gespräche in Moskau
Wie oft diese informellen Gespräche stattgefunden haben, weiß der Nachrichtensender nicht. In einem Fall soll mindestens ein Mitglied der Gruppe nach Moskau gereist sein, unter anderem zu Gesprächen mit russischen Leitern von Think Tanks oder Forschungsinstituten. NBC-Quellen lehnten es aus Sicherheitsgründen ab, die Namen der Russen zu nennen. Das Weiße Haus und die russische Botschaft in Washington äußerten sich nicht dazu.
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Auch im Zusammenhang mit dem Wagner-Aufstand kam es zu Kontakten zwischen Russland und den USA. Direktor William Burns vom amerikanischen Geheimdienst CIA rief diesbezüglich letzte Woche Sergej Naryschkin, den Chef des russischen Geheimdienstes SVR, an. Das berichten die amerikanischen Zeitungen „The New York Times“ und „The Wall Street Journal“. Während des Gesprächs versicherte Burns dem Kreml angeblich, dass die Vereinigten Staaten an der kurzlebigen Meuterei keine Rolle gespielt hätten.
Dies ist der höchste Kontakt zwischen den USA und Russland seit dem Aufstand. Jewgeni Prigoschin, der frühere Verbündete des russischen Präsidenten Wladimir Putin, hatte vor einer Woche gegen den russischen Verteidigungsgipfel rebelliert. Prigozhins Söldnerarmee, die Wagner-Gruppe, rückte in Richtung Moskau vor. Die Meuterei wurde nach Vermittlung des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko gestoppt. Der Wagner-Chef wird nicht strafrechtlich verfolgt und ist inzwischen nach Weißrussland geflohen.
Die USA sind nicht am Wagner-Aufstand beteiligt
Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte nach der Meuterei, sein Land untersuche, ob westliche Behörden etwas damit zu tun hätten. US-Präsident Joe Biden betonte bereits am Montag, dass die USA und ihre Verbündeten nicht beteiligt seien.
Laut der Washington Post reiste Burns kürzlich auch zu einem geheimen Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in die Ukraine. Es ist nicht genau bekannt, wann der Besuch stattfand, er dürfte jedoch vor dem Wagner-Aufstand stattgefunden haben.
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