Gasförderung auf Null: ein historischer Moment, aber für die Groninger ist „die Flagge noch nicht gehisst“.

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Ab dem 1. Oktober wird kein Erdgas mehr aus dem Groninger Boden gefördert.Bild REUTERS

Worauf sich die Einwohner von Groningen ein Jahrzehnt lang gefreut haben, wird am 1. Oktober tatsächlich passieren. Von diesem Tag an, so beschloss das Kabinett am Freitag, werde kein Tropfen Erdgas mehr aus der Erde gefördert. Zumindest für jetzt. Sicherlich: ein historischer Moment. Seit Beginn des Abbaus im Jahr 1963 hat der Mineralreichtum den Niederlanden Wärme und beispiellosen wirtschaftlichen Wohlstand gebracht.

Im letzten Jahrzehnt wurde die Kehrseite deutlich; Hunderttausende Schadensmeldungen, Unsicherheit und ein störender Verstärkungseinsatz, der Familien noch immer jeden Tag zur Verzweiflung treibt. Der parlamentarische Untersuchungsausschuss, der letztes Jahr die Gasförderung untersuchte, machte es schmerzlich zutreffend: Die Interessen der Bevölkerung von Groningen seien Gas und Geld untergeordnet. Und die Regierung, die versprach, Probleme zu lösen, verschlimmerte sie oft.

Über den Autor
Jurre van den Berg ist Regionalreporter von de Volkskrant im Norden der Niederlande und berichtet über Entwicklungen in den Provinzen Groningen, Friesland und Drenthe

Regionalregierungen und Aktionsgruppen wie die Groninger Soil Movement (GBB) beharren stets darauf, dass es nur einen Weg gibt, das Wischen bei offenem Wasserhahn zu verhindern: die Gasförderung zu reduzieren – und schließlich zu stoppen. Sie haben dagegen Berufung eingelegt und Klagen eingereicht. Als das Kabinett als Reaktion auf die parlamentarische Anfrage fünfzig Verbesserungspläne vorlegte, sagte der GBB, dass ihm eine Maßnahme fehlte. „Messung 0“: Hahn schließen.

Jetzt ist es Zeit. Und doch sagt Merel Jonkheid von der Groninger Bodenbewegung: „Die Flagge ist für uns noch nicht gehisst.“ Die Provinz Groningen reagierte ähnlich.

Eric Wiebes

Nachdem die Regierung 2018 durch den damaligen Minister Eric Wiebes ankündigte, den Gashahn in einem beschleunigten Tempo komplett zuzudrehen, galt das durchaus als Wendepunkt. Damals wurden etwa 20 Milliarden Kubikmeter gefördert. Spätestens im Jahr 2023 werde es ein Ende geben, hieß es damals.

Der Bau verlief reibungslos. Die Exporte wurden zurückgefahren und Großverbraucher zogen auf hochkalorisches Gas aus dem Ausland um. Die Inbetriebnahme der Stickstoffanlage in Zuidbroek ist entscheidend für das endgültige Zudrehen des Gashahns. Dadurch eignet sich importiertes Gas für niederländische Zentralheizungskessel und Herde, die auf niederkalorisches Gas aus Groningen ausgelegt sind. Der Bau der Fabrik wurde aufgrund von Streitigkeiten mit den Auftragnehmern mehrmals verzögert, aber Vijlbrief berichtet, dass die Anlage im Herbst mit der Arbeit beginnen wird.

Letztes Jahr brannte noch die sogenannte „Pilotflamme“, mit der weitere 3 Milliarden Kubikmeter Gas über die Erde gelangten. Die Regierung hatte bereits geplant, die Förderung in diesem Jahr zu beenden, hielt sich aber aufgrund des Krieges in der Ukraine und der Unruhen auf dem Energiemarkt zurück. Die Menschen blickten offen auf das Groninger Gas, was die Groninger verärgerte. Aber das Kabinett blieb standhaft.

„Unsichere internationale Lage“

Mit der aktuellen Entscheidung ignoriert das Kabinett den Rat von Gasunie, doch einige Brunnen offen zu halten. Dass die Bodenbewegung weiterhin Vorbehalte hat, liegt vor allem daran, dass die Tür noch offen steht. Der Hahn wird vollständig geschlossen, aber definitiv erst im nächsten Jahr. Aufgrund dieser „unsicheren internationalen Lage“ lässt Vijlbrief für dieses Jahr die Möglichkeit offen, die Gasförderung in begrenztem Umfang wieder aufzunehmen. Bei starker Erkältung oder Ausfall eines Gasspeichers. „Dadurch bleibt die Unsicherheit bestehen“, sagt Jonkheid.

Bemerkenswert auch: Im vergangenen Jahr habe man die „Pilotflamme“ gebraucht, um die Anlagen im Ernstfall betriebsbereit zu halten, hieß es damals. Das ist nun nicht nötig. „Eine neue Art zu arbeiten“, sagt ein Sprecher des Ministeriums für Wirtschaft und Klimapolitik.

Der Ausgangspunkt ist dennoch klar: null Kubikmeter. Für viele ist es nicht zu wenig, sondern zu spät. Der Untersuchungsausschuss kam zu dem Schluss, dass die Einwohner Groningens zu lange mit Behauptungen über die Versorgungssicherheit getäuscht worden seien. Darüber hinaus wird die aufwändige Verstärkungsmaßnahme Jahre dauern. Und selbst wenn der Gashahn geschlossen ist, kann es in Groningen laut der staatlichen Bergbauaufsicht noch jahrzehntelang zu Erdbeben kommen.

Daran dachte auch Staatssekretär Hans Vijlbrief (Bergbau), als er am Freitag sagte: „Die Probleme der Menschen in Groningen sind noch nicht gelöst und leider werden die Erdbeben noch Jahre andauern, aber die Quelle allen Elends wird geschlossen.“ ab Oktober.‘



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