Männer werden ernster genommen: Jede Frau weiß es, aber trotzdem schön, wenn ein Wissenschaftler es bestätigt

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Yasmin Aboutaleb

Der Dokumentarfilm zeichnet ein sympathisches Bild einer neuen Generation von Politikern, auch wenn die Perspektive des Films auf die Minister – sie werden hauptsächlich als Frauen (und Mütter) dargestellt – begrenzt ist.

Beim Lesen eines Interviews in de Volkskrant Mit der Feministin und emeritierten Professorin für Geschlechterforschung Maaike Meijer unterstrich ich immer wieder Zitate. Etwa so: „Jungen bekommen schon in jungen Jahren die Botschaft: Du bist besser.“ Während Mädchen die Botschaft verstehen: Du bist weniger. (…) Niemand macht es mit Absicht, aber es wirkt fast wie ein blinder Automatismus, Männer ernster zu nehmen.“ Jede Frau weiß, dass das passiert, vor allem farbige Frauen, aber trotzdem ist es schön, wenn ein Wissenschaftler bestätigt, dass man nicht verrückt ist.

In „The First Five“ sprechen die finnische Premierministerin Sanna Marin (zweite von rechts) und ihre Koalitionspartner über ihre Erfahrungen als Frauen in der Politik.Bild HBO Max

Wer von der Doppelmoral noch nicht überzeugt ist oder weitere Beispiele benötigt, kann auf den Dreiteiler zurückgreifen HBO MaxDokumentarfilm Die ersten fünf, über die finnische Premierministerin Sanna Marin, die 2019 eine Koalition mit vier weiteren weiblichen Parteiführern bildete. Die Koalition erhielt von kreativen Headlinern höchst originelle Namen wie „Lipstick Government“, „Panty Coalition“ und „Tampax Team“. Und dann standen die Interviews noch bevor. So wild CNNModerator Fareed Zakaria weiß, „wo und wie“ sich die Ehefrauen der Minister treffen. ‚Wie funktioniert es?‘ Sanna Marin: „Genau wie bei jeder Regierung.“

Bildungsministerin Li Andersson sagt, sie habe als Jugendpräsidentin des Linksbündnisses geübt, „Raum einzunehmen“: Bei jeder Konferenz müsse sie mindestens einmal sprechen – damals sei sie oft die einzige Frau gewesen, die gesprochen habe. Ihrer Meinung nach ist es kein angeborenes Talent, gut sprechen zu können; das kann man lernen. Sie hielt manchmal schlechte Reden. Und das war schrecklich, aber nicht der Weltuntergang, sagt der Politiker in leichtem Ton und ohne dabei wie ein Guru zu klingen.

Erfrischend ehrlich ist auch die sozialdemokratische Premierministerin Sanna Marin, deren Nachfolgerin nun eine rechte Koalition ist. Sie erzählt ihnen, dass ihr einige soziale Fähigkeiten fehlten. „Ich musste lernen, andere einzubeziehen, um gemeinsam das Ziel zu erreichen.“ Das fällt mir nicht leicht.‘ Zum Vergleich: Als Premierminister Rutte von Kollegen zur Rechenschaft gezogen wurde, dass er Frauen im Ministerrat nicht das Wort erlaube, sagte er dazu WNL auf diesem Bild nicht wiederzuerkennen.

Und dann ist da noch der höhere moralische Standard, dem Frauen gerecht werden müssen. Finanzministerin Katri Kulmuni ist aus Gründen zurückgetreten, für die laut einem Politikwissenschaftler im Film kein Mensch zurückgetreten wäre. Aber auch in den Niederlanden wurde über den berühmtesten Vorfall viel berichtet: die durchgesickerten Videos von Marin, die zeigen, wie sie mit Freunden zu Hause eine Partynacht verbrachte. Kritikern zufolge ist dies ein ungebührliches Verhalten für einen Premierminister. Gemeint war aber: unziemliches Verhalten für eine Frau.

Der Dokumentarfilm zeichnet ein sympathisches Bild einer neuen Generation von Politikern, auch wenn die Perspektive des Films auf die Minister – sie werden hauptsächlich als Frauen (und Mütter) dargestellt – begrenzt ist. Dennoch schaffen es die Frauen, sich nicht (allein) als Opfer darzustellen. Das müssen wir, wir brauchen auch die nächste Generation Mädchen.



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