Warum steigt die Inflation plötzlich wieder und wie ist es möglich, dass andere Länder davon weniger betroffen sind?

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Das Rote Kreuz verteilt Frühstückspakete an arme Familien mit Kindern.Bild Marcel van den Bergh / de Volkskrant

Die Inflation ist im Mai mit 6,1 Prozent wieder leicht höher. Wie ist das passiert?

Die Inflation in den Niederlanden ist den zweiten Monat in Folge wieder leicht höher. Nach der rasanten Inflation von über 14 Prozent im Herbst 2022 war die Inflation zunächst deutlich gesunken, auf 4,4 Prozent im März. Doch im April und nun auch im Mai sind die Preise etwas schneller gestiegen.

Erstaunlicherweise ist dieser höhere Anstieg vor allem auf die Entwicklung der Energiepreise zurückzuführen. Obwohl die Strom- und Gaspreise für Neuverträge – die Zahl, die das Central Bureau of Statistics (CBS) derzeit betrachtet – deutlich niedriger sind als vor einem Jahr, war dieser Vorteil im April und März noch größer. Aufgrund dieses geringeren Rückgangs der Energiepreise steigt die Inflation wieder an.

In den anderen Kategorien waren im vergangenen Monat keine größeren Verschiebungen erkennbar. Die Inflation bleibt bei allen Konsumgütern außer Energie hoch. Lebensmittel sind beispielsweise immer noch deutlich teurer als vor einem Jahr, allerdings fällt der Anstieg etwas weniger stark aus.

Wie sieht es also mit den Lebensmittelpreisen aus?

Lebensmittel sind immer noch deutlich teurer als vor einem Jahr. Nach vorläufigen Zahlen des niederländischen Statistikamts sind die Preise für Lebensmittel, Getränke und Tabak um 12,8 Prozent höher als vor einem Jahr. Allerdings ist der Anstieg etwas geringer als in den Vormonaten. Im März gab es sogar einen Anstieg von mehr als 15 Prozent. Genauere Einzelheiten zu den Lebensmittelpreisen wird Statistics Netherlands erst in wenigen Tagen bekannt geben, doch letzten Monat zeigte sich, dass beispielsweise die Preise für Fleisch, Gemüse und Obst etwas weniger stark gestiegen sind.

In Nachbarländern wie Deutschland und Frankreich sieht die Inflationsentwicklung etwas günstiger aus, wie ist das möglich?

Auch in Frankreich, Spanien und Deutschland ist die Inflation noch vorhanden, hier setzt sich der Rückgang jedoch fort. Nehmen Sie Frankreich, wo die Inflation derzeit 6 Prozent beträgt, verglichen mit 6,9 Prozent einen Monat zuvor. Die Inflation in Spanien ist im Vergleich zum Rest der Eurozone völlig niedrig, wo die Preise im Mai im Vergleich zum Vorjahr nur um 2,9 Prozent stiegen. Allerdings unterscheiden sich die zugrunde liegenden Trends in diesen Ländern kaum von denen in den Niederlanden. Die Ausnahme der Niederlande ist hauptsächlich auf den Einfluss der Energiepreise zurückzuführen.

Die Inflation in der gesamten Eurozone ist im Mai von 7 auf 6,1 Prozent gesunken, berichtet die europäische Statistikbehörde Eurostat. Trotz dieses Rückgangs liegt die Inflation immer noch deutlich über dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von rund 2 Prozent. Mitte Juni werden sich die Banker treffen, um zu entscheiden, ob die Zinsen weiter angehoben werden sollen, um die Inflation einzudämmen.

Besteht die Möglichkeit, dass die Inflation im Juni oder darüber hinaus weiter sinkt?

Die Inflation war schon immer schwer vorherzusagen und die Situation ist für die kommende Zeit sicherlich ungewiss. Solange die stark schwankenden Energiepreise einen so großen Einfluss auf die Inflationsberechnung haben, ist die Vorhersage der Inflationsentwicklung ein prekäres Geschäft. De Nederlandsche Bank (DNB) und Het Centraal Planbureau (CPB) geben sich immer Mühe, doch diese Prognosen zur Inflation für das Gesamtjahr 2023 von 4,9 Prozent bzw. 3 Prozent unterliegen stets gewissen Vorbehalten.

Darüber hinaus wird Statistics Netherlands die Berechnung der Inflation im Juni anpassen. Bisher hat das Statistikamt auf die Preise neuer Energieverträge geschaut, künftig auf die Preise, die alle Verbraucher für ihre Energie zahlen. Bisher waren daher die Tarife neuer Energieverträge (in der Regel mit Anbietern wie Budget Energie) ausschlaggebend für die Zahl, während wir uns ab sofort auch darauf konzentrieren, was Stammkunden beispielsweise von Vattenfall und Essent berechnet werden. Wie diese Neuberechnung ausfallen wird, ist noch ungewiss. Da aber die Energiepreise für Strom und Gas für Stammkunden im Vergleich zum Vorjahr immer noch recht hoch sind, dürfte die neue Inflationsberechnung enttäuschend ausfallen.



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