Mit der neuen Verbindung, die so viel Energie transportieren kann, wie zwei große Kohlekraftwerke erzeugen, können die Niederlande und das Vereinigte Königreich um 2030 mehr Energie austauschen. Beide Länder haben seit 2011 eine solche Verbindung, die aber nur halb so viel Energie transportieren kann.
Das neue Kabel wird benötigt, um überschüssigen Strom vom Festland nach England oder umgekehrt zu übertragen. Wenn in den Niederlanden (oder Belgien oder Deutschland, mit denen die Niederlande auch solche „Interkonnektoren“ haben) Stromknappheit herrscht, kann hier britischer Strom fließen.
Über den Autor
Bard van de Weijer ist Wirtschaftsredakteur bei de Volkskrant und Spezialist im Bereich Energiewende. Er konzentriert sich auf die Probleme, mit denen Verbraucher, Unternehmen und Regierungen konfrontiert sind.
Mehr Zusammenarbeit zwischen den Ländern ist erforderlich: Aufgrund des starken Wachstums von nachhaltigem Strom wird die Versorgung unregelmäßiger. Wenn zum Beispiel der Wind weht und die Sonne scheint, können Überschüsse entstehen. Während in Zeiten von Flaute und wenig Sonne Engpässe drohen.
Um 2030 drohen Engpässe
Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass die nordwesteuropäischen Länder immer mehr konventionelle Kraftwerke schließen. So werden beispielsweise alle Kohlekraftwerke in den Niederlanden ab 2030 geschlossen. Und Deutschland hat kürzlich sein letztes Atomkraftwerk abgeschaltet. Aufgrund des Verschwindens dieser Kraftwerke droht den Niederlanden, den Standard für die Sicherheit der Stromversorgung bis 2030 nicht immer zu erfüllen, warnte Netzmanager Tennet kürzlich.
Das neue Kabel namens Lionlink kann helfen, einen Teil dieses Problems zu lösen, sagt ein Sprecher von Tennet. England ist günstig, um Strom zu teilen, teilweise weil es in einer anderen Zeitzone liegt. Dadurch sinkt der Stromspitzenbedarf morgens und abends auf einen späteren Zeitpunkt. Dadurch können sich beide Länder während der Stromspitzenzeiten morgens und am frühen Abend gegenseitig bei der Stromversorgung unterstützen. Dann kommen viele Bürger nach Hause und schließen dann ihr Elektroauto an die Ladestation und beginnen elektrisch zu kochen.
Mit einer Kapazität von fast 2 Gigawatt sei dieses 250 Kilometer lange Gleichstromkabel „das einzige seiner Art“, sagt ein Sprecher des Ministeriums für Wirtschaft und Klimapolitik. Auch ein niederländischer Windpark wird an das Kabel angeschlossen. Was das ist, ist laut Ministerium noch nicht bekannt. Die Wahl kann auf einen der neuen Parks IJmuiden Ver und Nederwiek fallen.
Nordsee wird „Ökokraftwerk“
Die Niederlande und Großbritannien gaben den Bau heute während einer Nordseekonferenz im belgischen Ostende bekannt. Dort treffen Länder rund um die Nordsee Vereinbarungen zur weiteren Zusammenarbeit beim Ausbau der Offshore-Windenergie. Die Nordsee muss zum „grünen Kraftwerk“ Nordwesteuropas werden, um den Kontinent unabhängiger von fossilen Energielieferanten zu machen.
Bis 2030 wollen die EU und Großbritannien zusammen 120 Gigawatt Offshore-Windleistung haben. Bei Volllast liefern diese Windkraftanlagen zusammen so viel Energie wie 250 Kernkraftwerke Borssele. Auf London entfallen mehr als 40 Prozent der gesamten Windkapazität.
Energieinseln im Meer
Auch Belgien, Dänemark, Deutschland und die Niederlande wollen in den kommenden Jahren ein Netz aus Stromkabeln in der Nordsee verlegen. Diese Kabel werden mit verschiedenen „Energieinseln“ verbunden, die das Festland mit Strom (und möglicherweise Wasserstoff) versorgen. Ein solches internetähnliches Stromnetz soll dafür sorgen, dass nachhaltiger Strom immer dorthin gelangt, wo Bedarf besteht.
Eine wichtige Herausforderung für die Pläne ist die Tatsache, dass das Angebot an Ökostrom inzwischen schneller wächst als die Nachfrage. Dies führt zunehmend zu Überschüssen. Ein Stromüberschuss kann zu fast kostenlosem Strom oder sogar negativen Preisen führen, wie es letzte Woche in den Niederlanden geschah.
Wenn grüner Strom oft wenig bringt, verlieren Investoren das Interesse, in neue Windparks zu investieren. Laut Tennet ist es daher wichtig, dass die Branche, die viel Energie verbraucht, schnell nachhaltiger wird. Dies kann durch die Elektrifizierung bestehender Anlagen geschehen oder durch die Nutzung von mehr mit Ökostrom erzeugtem Wasserstoff.