Love It Was Not über die Liebe in Auschwitz macht deutlich, dass es nichts Besseres als die Liebe in der Hölle gibt

Love It Was Not ueber die Liebe in Auschwitz macht


Liebe war es nicht

Die große Frage ist wo Liebe war es nicht beginnt mit: Wie die Slowakin Helena Citron auf diesem Foto in ihrer gestreiften Uniform als Häftling des Vernichtungslagers Auschwitz so breit lächeln konnte. „Sie ist wie ein Pfirsich“, sagt eine Frau, die Citrons Darstellung in dieser bemerkenswerten Kriegsdokumentation sieht.

Citron gehörte 1942 zur ersten Gruppe von tausend Frauen in Auschwitz. Sie überlebte wegen der Liebe von und zu einem österreichischen SS-Mann, Franz Wunsch, Liebe war es nicht in vielerlei Hinsicht deutlich, dass es so etwas wie eine verdrehte Liebe in der Hölle nicht gibt.

Die israelische Dokumentarfilmerin Maya Sarfaty nutzt dieses Foto von Citron letztlich als ihr größtes Kapital, gibt ihrer Rekonstruktion aber vor allem dank der gut dokumentierten Vergangenheit aller Beteiligten ein solides Fundament: Sie schöpfte ausgiebig aus den Bildarchiven des israelischen Holocaust-Museums Yad Vashem und die Shoah Foundation des Filmemachers Steven Spielberg. Diese Forschung erweckt diese bemerkenswerte Geschichte zum Leben: Es war wirklich so, dass Citron Wunsch im Lager vorsang und sie dann in den weniger erniedrigenden kanadischen Teil von Auschwitz verlegte, wo die Habseligkeiten der vergasten Häftlinge aufbewahrt wurden. Und zwischen den beiden sprang wirklich etwas über, das man durchaus als Funken bezeichnen könnte – unter anderen Umständen könnte es sogar Liebe sein. Auf jeden Fall kümmerte er sich um sie und rettete sogar das Leben ihrer Schwester Roza, woraufhin sie Jahre später, 1972, vorgeladen wurde, in einem Prozess gegen ihn auszusagen.

Als Wunsch freigesprochen wird, versinkt Citron noch tiefer in einer moralischen Grauzone: Ihr Überleben hat lebenslange Ressentiments angeheizt. Wie erbittert der Krieg weiterlebt, zeigt auch eine erschreckende Aufnahme aus dem Jahr 2003 mit Wunsch in seinem sonnigen Hinterhof, wo er seine Version der Geschichte erklärt und fast beiläufig einen Hitlergruß ausdrückt.

Doch der größte Vorzug von Regisseur Sarfaty liegt nicht in dieser beiläufigen Verwendung von verstörendem Archivmaterial, sondern in der kraftvollen Idee, den Dokumentarfilm durch jenes eine Foto einer lächelnden Citron teilweise als verherrlichten Fotostreifen zu inszenieren. Liebe war es nicht verwandelt sich in diesen Momenten in eine Art Diorama, in dem die Hauptfiguren dieser Geschichte für einen Moment in der Zeit angehalten werden – und Raum geschaffen wird, um sich das Unvorstellbare vorzustellen.

Liebe war es nicht

Dokumentarfilm

Regie führte Maya Sarfaty

Mit Helena Citron, Roza Citron, Franz Wunsch

83 Min., in 26 Sälen



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