Werden die Provinzen die Stickstoffpolitik sabotieren und sollte die Regierung dies berücksichtigen?

Werden die Provinzen die Stickstoffpolitik sabotieren und sollte die Regierung


Bauernprotest im Achterhoek.Bild Marcel van den Bergh / de Volkskrant

„Zum Schutz der Landwirte muss sich die Provinz gegen die nationale Stickstoffpolitik stellen.“ Die Aussage in der friesischen Version des Kieskompas ist ebenso eindeutig wie die Position des Landesverbandes der BoerBurgerBeweging (BBB): „Stimme voll und ganz zu“.

„Wir wollen, dass die Stimmen, die wir bekommen, zählen“, erklärt der friesische BBB-Parteivorsitzende Abel Kooistra, der auf einem Bio-Milchviehbetrieb aufgewachsen ist. In den letzten Monaten war der Protest gegen die nationale Stickstoffpolitik die Speerspitze der BBB, auch in Friesland. Für viele Wähler ist sie das Aushängeschild der Partei. Wird diese Politik vom Tisch fallen, wenn die Macht der BBB in mehreren Provinzen so beispiellos wächst?

„Wir sind entschieden gegen die Zwangsenteignung von Bauern“, sagt Kooistra. Und den Stickstoffausstoß schon 2030 halbieren, wie es das Kabinett will? „Das gefällt uns nicht.“ Die Provinz werde zu sehr als Vollzugsbehörde gesehen, sagt die BBB-Parteichefin. „Dagegen wehren wir uns. In Friesland können wir viel selbst tun. Aber natürlich muss man sich an das Gesetz halten.“

Letzter Ausweg

Vielleicht noch auffälliger: Auch der friesische VVD und CDA sprechen sich im Kieskompas gegen Zwangsaufkäufe von Landwirten aus. Während das Kabinett – dem beide Parteien angehören – dies als letzten Ausweg sieht, wenn freiwillige Übernahmen in diesem Jahr zu wenig bringen. VVD und CDA wenden sich auch in Provinzen wie Overijssel, Drenthe, Limburg und Zeeland gegen die Haager Linie.

Die Bauernpartei hat also bereits Einfluss, wie auch BBB-Parteivorsitzender in Drenthe Gert-Jan Schuinder bei Wahldebatten feststellte. „Am Montag in Emmen stimmte mir mein CDA-Kollege vollkommen zu, dass wir nicht gezwungen werden sollten, Bauern aufzukaufen. Dann denke ich: Ihre Partei hat diese Politik in Den Haag entwickelt.“

Nach einer Wahlniederlage werden die Regierungsparteien nicht sehr motiviert sein, Klassenbester in der Provinz zu sein. BBB wiederum kann Wähler, denen Stickstoffresistenz versprochen wurde, nicht enttäuschen.

Das wird Ministerin Christianne van der Wal (VVD, Natur und Stickstoff) nicht beruhigen. Trotzdem sagte sie vergangene Woche, sie habe noch keine Angst vor einer Stickstoff-Revolte aus der Provinz. Sie hat eine Karotte und einen Stock. Es gibt einen Topf von 24,3 Milliarden Euro, den die Provinzen beanspruchen können, wenn sie vor dem 1. Juli Pläne zur Reduzierung der Stickstoffniederschläge in Naturgebieten (die Karotte) vorlegen. Wenn sie es nicht tun, stellte der Minister noch einmal klar, bekommen sie kein Geld und die Regierung übernimmt (den Stock).

Grober Schritt

Allerdings wird sie diesen ungewöhnlichen und groben Verwaltungsschritt nicht so einfach gehen. Den Haag braucht die Zusammenarbeit der Provinzen in vielen anderen Bereichen (Wohnungswesen, Asyl). Die Situation ist in jeder Region unterschiedlich und erfordert viel Rücksprache mit lokalen Interessengruppen. Eine Stickstoffpolitik von oben scheint daher praktisch unmöglich.

Das neue Stickstoffgesetz – mit dem Ziel, dass drei Viertel der gefährdeten Natur im Jahr 2030 statt im Jahr 2035 einen gesunden Stickstoffgehalt haben – muss ebenfalls vom Abgeordnetenhaus, aber auch vom Senat verabschiedet werden. Und gerade im Senat werden die Beziehungen für das Kabinett nach den Wahlen ungünstiger sein.

Eine Mehrheit lehnt Zwangsaufkäufe ab. Es gibt noch kein neues freiwilliges Buy-out-Programm. Die Kommissare des Königs machten einen Rundgang durch Nachrichtenstunde bereits angedeutet, dass 2030 aufgrund der Verzögerungen in Den Haag praktisch unerreichbar geworden ist.

Es droht also eine Verzögerung. Von der Selbstdisziplin der Provinzen sind vielleicht weitere Vorteile zu erwarten. Das Gespenst hier ist Nordbrabant. Dort ist der ökologische Zustand vieler Natura2000-Gebiete so desolat, dass die Provinz kürzlich entschieden hat, vorerst überhaupt keine Genehmigungen für wirtschaftliche Aktivitäten in der Nähe dieser Natur zu erteilen.

Keine Provinz wartet auf eine solche Sackgasse. Zudem nehmen Gerichtsentscheidungen keine Rücksicht auf neue politische Verhältnisse. Sie fordern die Regierung und die Provinzen immer wieder auf, die Natur zu schützen, und das geht nicht ohne Stickstoffmaßnahmen.

Nicht verhandelbar

BBB hat jetzt ernsthafte administrative Ambitionen, mit einer entsprechenden konstruktiven Haltung. Dies wurde Anfang dieser Woche aus den Worten der Parteivorsitzenden Caroline van der Plas gemacht. „Wir wollen die Stickstoffziele erreichen.“ Wobei „2030“ und „Enteignung“ auch für sie nicht verhandelbar sind.

Abgeordnetenkandidaten wurden bereits in Limburg und Friesland gestartet. Die BBB bereitet sich auch auf die Teilnahme am College in Drenthe vor. „Wir sind auf Bildung und Führung vorbereitet“, sagt Parteichef Schuinder, obwohl er den Namen des Abgeordnetenkandidaten noch eine Weile bereithält.

„Ich habe noch keine Partei in Friesland gehört, die nicht mit uns zusammenarbeiten will“, sagt Parteivorsitzende Kooistra. Was die BBB mit der neu gewonnenen Machtposition machen werde, „muss man in nächster Zeit abwarten“, sagt er diplomatisch. Es ist keine naheliegende Wahl, den Stecker aus den Plänen zur Begrenzung der Stickstoffniederschläge zu ziehen. »Vielleicht können wir das von einem College aus steuern. Ob und wo wir Zugeständnisse machen müssen, werden wir in Gesprächen sehen.‘

In Zusammenarbeit mit Fleur Damen



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