Auf die Frage, „was seine Lieblingsbiermarke ist“, sagte Bill Gates vor fünf Jahren, dass er „nicht wirklich auf Bier steht“. Der Microsoft-Gründer trank ausnahmsweise in einem Baseballstadion ein Glas sehr helles Bier, um die anderen Unterstützer in Stimmung zu bringen. Im vergangenen Juli veröffentlichte seine gemeinnützige Stiftung Bill & Melinda Gates Foundation einen weiteren Bericht, in dem vor den Gesundheitsrisiken von Alkohol gewarnt wurde.
Bill Gates dürfte das privat gar nicht gewusst und sich über die Stiftung mit 4 Prozent (10,9 Millionen Aktien) an der Heineken Holding beteiligt haben. Obwohl Gates und seine Ex-Frau Melinda ihre Einsätze so setzen, dass keine politisch oder gesellschaftlich falschen Entscheidungen getroffen werden, wurde die eigentliche Anlagestrategie längst an Vermögensverwalter ausgelagert. In diesem Fall könnte es auch an der freundschaftlichen Bindung zu Charlene de Carvalho-Heineken liegen. Nur dass die Nachricht über den Kauf einen Tag nach dem Aufsehen in den Niederlanden über die Präsenz von Heineken in Russland kam, kam nicht gut an.
Denn Gates ist ein zeitgenössischer Jesus, der nur Gutes tun will. Der einzige Unterschied zum biblischen Jesus ist, dass er dafür mehr als 100 Milliarden Dollar auf der Bank hat. Dieses Kapital will er maximieren. Das funktioniert bisher so gut, dass Bill und Melinda trotz Milliardeninvestitionen in die Bekämpfung von Armut, Infektionskrankheiten und Klimawandel immer reicher werden. Aus der Absicht, arm zu sterben, ist bisher wenig geworden.
Für Gates ist der Kauf des Heineken-Pakets nicht mehr als eine Umschichtung des Aktienportfolios. Er war lange Zeit Großaktionär des mexikanischen Konzerns Femsa (Biermarken Sol und Dos Equis), der wiederum Großaktionär der Heineken Holding war. Als Femsa beschloss, diese Beteiligung zu veräußern, übernahm Gates, bevor sie über dem Markt hängen und zu einem Kursrückgang führen würde. Charlene de Carvalho-Heineken (68) zog bei ihm ein und kaufte ebenfalls eine Million. Damit erhöht sie ihre Beteiligung an der Heineken Holding von 52,6 auf 53,0 Prozent. Da die Heineken Holding wieder 50,005 Prozent an der Heineken NV besitzt, kontrolliert sie die Brauerei über dieses Stufensystem nur mit etwas mehr als einem Viertel der Anteile.
Es ist eine geniale Konstruktion, die sich bereits der extravagante Freddy Heineken ausgedacht hat. Die zurückgezogen lebende Charlene scheint entschlossen zu sein, die Kontrolle über die Brauerei an ihre fünf Kinder zu übergeben. Ihr Sohn Alexander ist seit einiger Zeit im Vorstand der Heineken Holding. Dass Gates schändliche Pläne für die Brauerei hegte, erscheint unsinnig. Für ihn ist es nicht mehr als eine Investition, die genügend Dividenden oder Kapitalgewinne einbringen sollte, um zur Ausrottung der Malaria auf der Welt beizutragen. Die Multimilliardäre auf dem Globus kennen sich und Gates muss mit Charlene darüber gesprochen haben.
Nur stand kein Glas Bier auf dem Tisch.