Ist Marjan van Loon eine „filetierte Frikandel“?

Schaemen sich die Niederlande jetzt fuer
Peter Wert


Wenn der Text eines Reporters oder Kolumnisten auf die Liste der am besten gelesenen Artikel fällt, kann ein freier Fall durch eine gute Kanonade verhindert werden. Zum Beispiel könnte ich Marjan van Loon von Shell „eine filetierte Frikandel“, den Vorsitzenden des FNV einen „ausgestoßenen Pommes-Krieg“ oder den Chef der De Nederlandsche Bank einen „begrabenen Bärenbiss“ nennen, weil die Ölkonzerne machen Mit der Energiekrise einen guten Eindruck hinterlassen, die regionalen Verkehrsaktionen schaden unschuldigen Reisenden und die Zinssätze sollten nicht erhöht werden.

Es funktioniert. Yvonne Coldeweijers „eingeäscherte Krokette“ ging viral. Nur wenige Leute werden vorher von ihr gehört haben, aber jetzt wird sie von den Quasselstrippen umarmt und eine Einladung erhalten Wer ist der Maulwurf?. Vereidigungspartys sind aller Zeiten. Es ist ein Zeichen von Ohnmacht, weil keine Argumente gefunden werden können, aber man will auch niemanden angreifen. In der Geschichte gab es viele literarische Polemiker wie Lodewijk van Deyssel, WF Hermans und Hugo Brandt Corstius, die es zur Kunst erhoben haben. Gerrit Komrij durfte Feministinnen als „riechende Slot-Brigade“ bezeichnen und wurde anschließend für seine stilistische Meisterleistung gelobt.

Die beste Namensnennung ist personenzentriert. Youp van ‚t Hek verkaufte Hunderttausende Hefte mit Kolumnen, in denen er bestimmte Leute beschimpfte. Wenn die Bewertungen von Heute drinnen zusammenbricht, sorgt Johan Derksen persönlich für einen neuen Aufruhr, der Zuschauer, die zu RTL4 gewechselt sind, wieder in sein Programm holt. Normalerweise nennt er alle zwei Sätze jemanden einen Possenreißer. Wer Aufmerksamkeit will, sollte polemisieren statt nuancieren, genauso wie Politiker, die Stimmen gewinnen wollen, lieber polarisieren und provozieren als poldern.

In Politik, Sport und Unterhaltung ist es bon ton. Finanzjournalisten sind einfach nicht gut darin. Sie versuchen fast immer, den CEO, CFO und COO – wie in den Niederlanden als oberster Chef auch der Finanzchef und der operative Chef genannt werden – so zu beurteilen, als ob sie ein Mitarbeitergespräch mit einem sehr geliebten Kollegen hätten. Derzeit veröffentlichen Unternehmen massenhaft ihre Jahreszahlen für 2022. Wenn das Ergebnis enttäuschend ist, liegt es nicht gleich am versagenden Management. Dort spielen oft externe Faktoren eine Rolle, wie der niedrigere Dollar, hohe Zinsen, das schlechte Wirtschaftsklima in China und ein zufälliger Rückschlag in Nigeria. In der Finanzwelt ist jeder nett zueinander, weshalb die Seiten mit Wirtschafts- und Wirtschaftsnachrichten auch im hinteren Teil der Zeitung zu finden sind. CEOs leben auch viel länger als Fußballtrainer oder Minister in Den Haag. Das Urteil über Marjan van Loon fällt „mild“ aus. Nur wenn ein Top-Manager mit dem Bargeld davonläuft oder mit gefälschten Konten wie bei der deutschen Wirecard betrügt, bekommt er oder sie Wind.

Eigentlich sollte diese Seite mit Schlagzeilen wie „Buffoon at Aegon is cremated croquette“ bei jeder Geschäftszahl aufschlagen, die enttäuschend ist und zu einem Preisverfall führt.

Wetten, dass die Lesezahlen in die Höhe schnellen werden.



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