Singapurs Kreditgeber haben lange von der großen Bevölkerung des Stadtstaats mit Bürgern indischer und chinesischer Abstammung profitiert. Dies hat den Zugang zu den jeweiligen Märkten verbessert. Die größte singapurische Bank, DBS, hat gerade für das letzte Quartal ein Ergebnis erzielt, das die Erwartungen übertroffen hat. Aber DBS und seine Konkurrenten könnten jetzt weniger von der Diversifizierung profitieren als erhofft.
Der Nettogewinn bei DBS stieg um 69 Prozent auf 2,3 Mrd. S$ (1,8 Mrd. $). Steigende Zinsen, eine Auflösung von allgemeinen Rückstellungen und das Kreditwachstum haben die Erträge in die Höhe getrieben. Die Nettozinsspanne stieg auf über 2 Prozent. Die Eigenkapitalrendite erreichte mit 17,2 Prozent einen Quartalsrekord. Die Forderungsausfälle sind gesunken.
Am auffälligsten ist, dass DBS ein Engagement von etwa 1 Mrd. USD gegenüber der Adani Group offenlegte. Der US-Leerverkäufer Hindenburg Research wirft dem indischen Mischkonzern Bilanzbetrug und Aktienmanipulation vor, was Adani vehement bestreitet.
Adani hat es sich zur Tugend gemacht, Bankgeschäfte von Portfoliounternehmen über sein Heimatland hinaus zu syndizieren. DBS drängt mittlerweile auf den indischen Markt. Im Jahr 2020 übernahm es sogar eine notleidende indische Bank.
Das hat strategisch Sinn gemacht. Singapurs Wachstum verlangsamt sich. Indien ist schnell gewachsen.
DBS ist Adani gegenüber nicht schlecht exponiert. Drei Viertel des Gesamtengagements entfallen auf die Akquisitionsfinanzierung eines Zementgeschäfts. Seine Cashflows sind zweckgebunden. Das Unternehmen hat auf seinem lokalen Markt starke Umsätze, 14 Prozent des Gesamtumsatzes.
Die zuversichtliche Haltung von DBS-Chef Piyush Gupta sollte die Anleger jedoch nicht davon abhalten, über die Risiken des indischen Marktes nachzudenken. Die Adani-Affäre hat Schwächen in den Finanzen und der Regulierung einiger großer indischer Unternehmen aufgezeigt. Ausländische Kreditgeber nehmen nur ungern an Refinanzierungen teil.
Die Singapurer haben inzwischen stark in Vermögensverwaltungsdienste investiert, die sich an festlandchinesische Kunden richten. Die chinesischen Aufsichtsbehörden gehen jetzt hart gegen Kapitalabflüsse vor. Sie verboten im Dezember Online-Maklerfirmen mit Sitz in Offshore-Standorten, die Investoren vom Festland um neue Geschäfte baten. Am Montag stellten mehrere in Hongkong ansässige Makler die Eröffnung von Konten für diese Kunden ein.
DBS wird zu mehr als dem 1,8-fachen des materiellen Buchwerts gehandelt, fast doppelt so hoch wie der von auf Asien ausgerichteten Konkurrenten wie HSBC. Die beträchtliche Prämie spiegelt das Wachstumspotenzial im Ausland wider. Aktionäre sollten hinterfragen, ob dies angesichts der Herausforderungen in zwei wichtigen Auslandsmärkten gerechtfertigt ist.
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