In der Sektion Bilder wirft die Filmkritikerin Floortje Smit einen Blick auf die zeitgenössische visuelle Kultur.
Andrea Riseborough ist es gelungen. Sie hat es geschafft, diese Oscar-Nominierung zu bekommen. Vor zwei Wochen war sie in den Nachrichten, weil plötzlich aus heiterem Himmel eine Prozession von Prominenten ihre Rolle im Film einnahm Zu Leslie im Netz gelobt. Ein Film, der sonst im ganzen Oscar-Zirkus keine Chance gehabt hätte, weil es kaum Werbebudgets gab. Eine Underdog-Geschichte, die sie bei der Oscar-Organisation genießen sollten. Jedoch?
Nein. Die Akademie traute ihr kein bisschen. Kurz nach der Ankündigung entschied sie sich dazu eine Untersuchung, um zu sehen, ob dies durch die Regeln richtig gemacht wurde. Kritik kam derweil auch von anderer Seite. Keine einzige farbige Frau wurde nominiert, darunter Nominierte wie Danielle Deadwyler (Bis) und Viola Davis (Der Frauenkönig). Aus dem armen Riseborough wurde plötzlich Jutekopf. LA TimesDer Rezensent Robert Daniels schrieb, dass sie „den Platz der farbigen Frauen eingenommen“ habe, obwohl er eher dem System als sich selbst die Schuld gab. Was sagt es aus, dass schwarze Frauen, die alles getan haben, was die Institution von ihnen verlangt hat – üppige Dinnerpartys, private Vorführungen für Akademiemitglieder, Meet-and-Greets, mitreißende Fernsehspots und Profilinterviews in Zeitschriften – ignoriert werden, während jemand, der wurde alles außerhalb des Systems belohnt?‘
Die Bitterkeit ist verständlich – spielt man die sehr teuren Spielregeln ordentlich durch, sind diese Regeln nicht in Stein gemeißelt. Denn die Akademie ist nun zu dem Schluss gekommen, dass es sich nicht um ein Foulspiel handelt – Riseborough kann ihre Nominierung behalten –, sondern dass es „Bedenken“ über die Social-Media-Kampagne gibt. Die Organisation erinnerte die Wähler daran, dass es verboten sei, öffentlich Vergleiche anzustellen – dass es Zu LeslieDer Twitter-Account hatte einen wichtigen Filmkritiker retweetet, der schrieb, dass er Riseborough besser mochte als Cate Blanchett, also ist es nicht erlaubt. In einem Brief Der Präsident der Akademie bat die Mitglieder, ihre Präferenzen ab sofort nicht mehr öffentlich zu äußern.
Eine kitschige Entscheidung, gerade in Zeiten von Social Media. Wenn Schauspieler – unbezahlt – das Schauspiel eines Kollegen loben, rückt wieder das Handwerk selbst in den Mittelpunkt. Es könnte das ganze Oscar-Rennen für einen Außenstehenden viel substanzieller, relevanter und spannender machen als die Frage, wer es geschafft hat, die extravagantesten Dinnerpartys und Privatvorführungen zu organisieren.