Die Thronrede im Theater: alles, damit es nicht zum Theaterstück wird

Die Thronrede im Theater alles damit es nicht zum Theaterstueck


Kurz vor der Ankunft des Königs musste das Theater noch eine Weile gereinigt werden.Bild Remko de Waal/ANP

Draußen ist es Stunden vorher noch ruhig auf der Straße. Prinsjesdag ist derzeit eine große Sicherheitsoperation, bei der von den vielen Eingeladenen eine frühzeitige Teilnahme erwartet wird. Für Autor und Programmmacher Splinter Chabot eine hervorragende Gelegenheit, eine neue Folge seiner unregelmäßigen Serie zu erhalten Inzwischen am Hofteich drehen.

Innen wird deutlich, dass alles getan wurde, damit die Vereinigte Versammlung von Senat und Repräsentantenhaus nicht zum Theater wird. Im Saal wurde auf Höhe der Bühne ein Boden verlegt, wodurch ein großer Raum entsteht, in dem alle Gäste auf gleicher Höhe sitzen. Nur die Balkone verraten den Theatersaal. Sie bringen viel Wellenbewegung von oben nach unten und umgekehrt.

Ende letzter Woche gab es hier eine weitere Aufführung, seitdem haben wir Tag und Nacht daran gearbeitet, diesen Raum zu einem vollwertigen Ersatz für das Original zu machen. Thron und Seitenthron, die Hunderte von Stühlen und das Podium, auf dem der Präsident des Senats und die Beamten sitzen, stammen aus dem Ridderzaal. Die ganze Aktion erinnert an den Nachbau des Abgeordnetenhauses im ehemaligen Außenministerium: Kopieren wo möglich, improvisieren wo nötig.

beige Tücher

Ab 11 Uhr treffen die Gäste in Gruppen ein. Die Parlamentarier natürlich, Vertreter der Hohen Staatsräte, Mitglieder des diplomatischen Korps und auch etwa fünfzig gewählte Bürger. Die an der Decke drapierten beigefarbenen Tücher und roten Wände erinnern eher an ein Zelt als an ein Theater.

Um 13.20 Uhr betritt die königliche Gesellschaft das Theater auf dem roten Teppich, der quer durch den Saal verläuft. Kurz vor ihrer Ankunft sind zwei Mitarbeiter noch mit Staubsaugen beschäftigt. Der stellvertretende Angestellte hat dafür eine Erklärung: „Wie Sie gesehen haben, ist ein Teil des Muschelwegs (der Lange Voorhout, rot.) kam mit rein, also wird der Teppich noch geputzt.‘

Prinzessin Amalia, die im Dezember 18 Jahre alt wurde, ist zum ersten Mal dabei. Sie trägt ein langes grünes Kleid. Die Kronprinzessin macht schwere Zeiten durch. Eine gewünschte Mitgliedschaft im Amsterdamer Studentenkorps musste sie wegen dortiger Missbräuche aufgeben. Unbestätigten Berichten zufolge ist auch sie, wie einige Politiker, nun Ziel eines Angriffs oder einer Entführung.

Amalia nimmt neben ihrer Tante und ihrem Onkel Prinz Constantijn und Prinzessin Laurentien Platz. Prinzessin Beatrix war die letzte Thronfolgerin, die neben ihren Eltern auf dem Podest saß, zu einer Zeit, als sich auch der Hofstaat in aller Pracht um den Thron versammelte. Damit war in den 1960er Jahren Schluss. Das hieß damals „Austerität“.

Weniger Hüte

Die Presse kann von einem der Balkone aus zusehen und eine zeitgemäße Strenge beobachten. Natürlich gibt es die altbekannten Hüte, aber weniger als in anderen Jahren und auf jeden Fall weniger extrovertiert. Unruhige Zeiten erfordern Zurückhaltung. BBB-Abgeordnete Caroline van der Plas hat ein Bauerntaschentuch um einen Strohhut gebunden. Die politischen Führer Sigrid Kaag (D66), Attje Kuiken (PvdA) und Lilian Marijnissen (SP) verzichten ganz auf Kopfbedeckungen.

In Den Haag sickert alles durch, außer der Thronrede. König Willem-Alexander erhält den Text von Großmeister Chris Breedveld, der die Gerichtsorganisation leitet. Die höfischen Würdenträger sitzen zu beiden Seiten von König und Königin neben dem Podium, vor dem Zuschauer links fünf Mitglieder des Zivilgerichts, rechts fünf Mitglieder des Militärgerichtshofs.

Die Thronrede ist lang in diesem Krisenjahr, aber alle schweigen. Wenn die königliche Gesellschaft gegangen ist, werden die zurückbleibenden Zuschauer mit dem für diesen Anlass komponierten Musikstück verwöhnt. Ode al vento (Ode an den Wind) des jungen Komponisten Max van Platen. Zurück auf der Straße stellt sich heraus, dass die heitere Atmosphäre drinnen eine Kehrseite hatte: Draußen gab es Proteste und Buhrufe. Dieser Prinsjesdag zum Beispiel im Theater ist ja keine Fiktion, sondern harte Realität.



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