Hirntot. Das war laut Ärzten eines Londoner Krankenhauses im Juli dieses Jahres ein vier Monate altes Baby. In Großbritannien wurde dafür ein Test entwickelt, der keinen Zweifel daran ließ. Das Krankenhauspersonal war daher sehr überrascht, als das Kind zwei Wochen später wieder selbstständig atmete. Es war wegen eines Rechtsstreits nicht vom Beatmungsgerät abgenommen worden, was ihm, wie sich herausstellte, das Leben gerettet hatte.
Der Arzt zog die klinische Feststellung des Todes zurück und sagte am Donnerstag vor der britischen Krankenhausbehörde Academy of Medical Royal Colleges darüber aus. „Für die Eltern muss es unverständlich sein, dass ihr Baby etwas durchmachen muss, das wie ein großer Fehler aussieht. Ich kann nur sagen, dass es mir schrecklich leid tut.“
Klinischer Test
Auch andere Ärzte nannten den Test veraltet. „Damit ist klar: Der Test, der feststellt, ob jemand hirntot ist, ist nicht zuverlässig“, sagte einer von ihnen. Die Akademie kündigte sofort an, zu prüfen, ob der Test angepasst werden sollte und wie dies am besten sei.
Der derzeit verwendete Test ist eine Reihe kleiner Tests, die einige der automatischen Funktionen des Gehirns messen. Dies betrifft unter anderem eine mögliche Reaktion der Augen, wenn helles Licht in sie scheint, des Körpers, wenn man eiskaltes Wasser in die Ohren bekommt oder kurzzeitig die Beatmung anhält, um zu sehen, ob der Patient selbstständig atmet. Der Test wird nur bei Patienten durchgeführt, die eindeutig einen Hirnschaden erlitten haben.
Argus Augen
Das britische Krankenhaus wird seit dem Fall Archie Battersbee misstrauisch beobachtet. Dieser 12-jährige Junge wurde Anfang August nach einem monatelangen Rechtsstreit zwischen seinen Eltern und dem Pflegepersonal vom Beatmungsgerät genommen. Der Junge war ins Koma gefallen und die Ärzte entschieden, dass er hirntot war und vom Beatmungsgerät genommen werden musste. Seine Eltern bestanden darauf, dass er es schaffen würde. Am Ende entschied der Richter zugunsten der Ärzte.